Der Österreichische Verfassungsgerichtshof hat einen Antrag auf Legalisierung von Cannabis in Österreich abgelehnt. Das Höchstgericht bezeichnete die Aufhebung des geltenden Verbots als „aussichtslos“. Ein Niederösterreicher hatte den Antrag eingebracht, weil er sich im „selbstbestimmten Kiffen“ eingeschränkt fühlte (vgl. Bioethik aktuell, 12.2.2022). Demgegenüber hielt der VfGH in seinem Beschluss (1.7.2022) fest, dass die Frage, ob Cannabis legalisiert werden soll, eine politische Entscheidung – und keine rechtliche Frage sei, die der VfGH klären müsste. Es liege „im rechtspolitischen Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers, den Konsum von auf solche Weise erfassten Suchtmitteln strenger zu regeln als den Konsum anderer Suchtmittel, etwa von Alkohol oder Tabakwaren“. Vor diesem Hintergrund haben die Höchstrichter die weitere Behandlung des Antrags abgelehnt.
Cannabis-Sucht belastet Gesundheitseinrichtungen
Erst kürzlich hat der Jahresbericht des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) gezeigt, dass der steigende Konsum von Cannabis zu einer zusätzlichen Belastung von Gesundheitseinrichtungen führt. In der EU seien Hanfdrogen die Ursache für rund 30 Prozent der Drogentherapien (vgl. Deutsches Ärzteblatt, online 27.6.2022). In Afrika und manchen lateinamerikanischen Ländern stehe der größte Teil solcher Therapien im Zusammenhang mit Cannabissucht.
Das immer stärkere Haschisch und Marihuana auf dem Markt hat laut UNODC zusammen mit regelmäßigem Konsum zu einem Anstieg von Sucht und psychischen Erkrankungen in Westeuropa geführt. In Nordamerika werde als Folge der Legalisierung von Cannabis ebenfalls mehr konsumiert – besonders unter jungen Erwachsenen. Ein wachsender Anteil an psychiatrischen Störungen und Selbstmorden stehe dort im Zusammenhang mit regelmäßigem Gebrauch von Cannabis, hieß es in dem Bericht. Auch die Krankenhausaufenthalte nähmen zu (vgl. Bioethik aktuell, 18.1.2022).
Dies zeigt auch eine Meta-Analyse, die im Deutschen Ärzteblatt publiziert wurde (Dtsch Arztebl Int 2022; 119: 440-50; DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0122, 24. Juni 2022). Alleine in Deutschland hat sich die Anzahl der vollstationären Behandlungen zumeist von Burschen bis 15 Jahre mit cannabisbezogenen Störungen mit aktuell etwa 12.000 Fällen pro Jahr seit 2002 mehr als vervierfacht hat. Cannabisbezogene Behandlungsanlässe würden in der ambulanten und stationären Suchthilfe bei 15- bis 19-Jährigen bereits den größten Anteil ausmachen, schreiben die Autoren.
Cannabisgebrauch begünstigt Psychosen bei vulnerablen Personen
Bei vulnerablen Personen besteht ein dosisabhängiger Zusammenhang mit depressiven Störungen, Suizidalität, bipolaren Störungen, Angsterkrankungen sowie zusätzlichem schädlichen Gebrauch von Alkohol und anderen illegalen Drogen. Cannabiskonsum kann bei vulnerablen Personen Psychosen auslösen und den Verlauf schizophrener Psychosen deutlich verschlechtern. Der hohe Tetrahydrocannabinol- (THC) Gehalt in Cannabis-Produkten spielt bei der Ursache und dem Verlauf der Krankheit eine zentrale Rolle. Intensiv Cannabis konsumierende Jugendliche brechen häufiger die Schule ab und weisen ungünstigere Bildungsabschlüsse als Nichtkonsumenten auf, so das Ergebnis der Metastudie.
Frühes und tägliches Kiffen steigert Risiko für spätere Sucht
Etwa 9 Prozent aller Cannabis-Konsumenten entwickeln über die Lebenszeit eine Abhängigkeit. Besonders gefährdet sind junge Menschen. Wenn der Cannabis-Konsum in der Adoleszenz beginnt, steigt die Rate auf 17 Prozent bzw. auf 25–50 Prozent, wenn Cannabinoide bereits im Jugendalter täglich konsumiert wurden.
Europa hat - nach dem Corona-Lockdown bedingten Rückgang des Drogenkonsums im vergangenen Jahr - wieder das Niveau vor der Pandemie erreicht. Die laut Europäischem Drogenbericht 2022 am häufigsten konsumierte illegale Droge ist nach wie vor Cannabis: Mehr als 22 Millionen Erwachsene gaben dem Bericht zufolge an, im vergangenen Jahr Cannabis konsumiert zu haben. Es folgen Kokain (3,5 Millionen), MDMA (zB Crystal Myth) (2,6 Millionen) und andere Amphetamine wie zum Beispiel Ecstasy (2 Millionen).