Die psychische Gesundheit der Menschen in Österreich verschlechtert sich im Zuge der COVID-19-Pandemie weiter. Der dritte Lockdown ließ die Zahl der Depressionen gegenüber dem ersten Lockdown erneut steigen, vor allem bei jungen Menschen. Das geht aus einer vom österreichischen Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP) geförderten Studie (Social Science Research Network (SSRN) (online, 26.1.2021) der Donau-Universität Krems hervor.
Seit Beginn der COVID-19-Pandemie im Frühjahr 2020 untersucht das Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit die psychische Gesundheit der Bevölkerung. Die psychischen Belastungen und damit die Zahl der depressiven Symptome, Ängste und Schlafprobleme stieg zu Beginn der Pandemie sprunghaft an, blieb danach konstant hoch. Im dritten Lockdown gab es nochmals einen signifikanten Anstieg: Laut der aktuellen Studie leidet rund ein Viertel der Bevölkerung (26 Prozent) an depressiven Symptomen, 23 Prozent an Angstsymptomen und 18 Prozent an Schlafstörungen. Besonders gravierend sind die Ergebnisse bei jungen Menschen zwischen 18 und 24 Jahren, die schon in den vergangenen Untersuchungen stets am stärksten belastet waren. 50 Prozent leiden mittlerweile unter depressiven Symptomen, während es im Jahre 2019 weniger als fünf Prozent waren. Die Studie rund um den Jahreswechsel umfasst eine repräsentative Bevölkerungsstichprobe von rund 1.500 Personen.
Neben jungen Erwachsenen sind Frauen, Alleinstehende und Menschen mit niedrigem Einkommen besonders betroffen. Einzig die Gruppe über 65 Jahre fällt heraus, sie scheint wie bei den vorangegangenen Studien am besten durch die Krise zu kommen. Protektive Faktoren zeigen sich bei Menschen, die in einer Beziehung leben, ein gutes soziales Umfeld haben und regelmäßig Sport betreiben. Sie sind vergleichsweise weniger belastet.
Die Ursachen für den Anstieg psychischer Probleme sind vielfältig und individuell sehr unterschiedlich. Die Sorge um die eigene Gesundheit spielt bei den Jüngeren eine geringere Rolle. Besonders belastend werden hingegen die durch die Pandemie schwierige wirtschaftliche Lage sowie die Folgen der Maßnahmen zur Eindämmung erlebt.
Studienautor Christoph Pieh, Leiter des Departments für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit der Donau-Universität Krems, hält die Zahlen für „besorgniserregend“ (Pressemitteilung, 27.1.2021). „Die bisherigen Maßnahmen reichen offenbar nicht aus, um die psychische Belastung in den Griff zu bekommen. Hier benötigt es ein Umdenken auf vielen Ebenen“, ergänzt Co-Autor und ÖBVP-Präsident Peter Stippl.