Grußwort zur Veranstaltung
Sehr geehrte Damen und Herren!
Liebe Teilnehmerinnen!
Liebe Teilnehmer!
In den letzten Jahren stand die Medizin ganz im Zeichen spektakulärer Entdeckungen und Entwicklungen. Technischer Fortschritt und wissenschaftliche Durchbrüche brachten große Vorteile für Patienten und Ärzte. Von besonderer Bedeutung waren beispielsweise Erkenntnisse in der Stammzellenforschung – zum Beispiel die Gewinnung und Vermehrung von menschlichen embryonalen Stammzellen im Jahr 1998 – oder die Entschlüsselung bzw. Erstellung einer physischen Karte des menschlichen Genoms (2000).
Neben diesen Erkenntnissen kam es aber auch zu einer immer stärkeren Ökonomisierung in der Medizin. Diese Entwicklungen beleben Erwartungen und Hoffnungen, wecken andererseits aber auch Warnungen und Hinweise auf Grenzen und Gefahren der Humanmedizin und Humanbiologie.
An die Medizin wird der Anspruch gestellt, den technischen Fortschritt bestmöglich zu nutzen. Die Patienten sollen so schnell und so effizient wie möglich behandelt werden, jedoch muss dabei stets Rücksicht auf die Kosten genommen werden. Eines steht dabei fest: Mit Zwängen durch die Ökonomie, die Politik und die Pharmaindustrie müssen sich Ärztinnen und Ärzte mehr und mehr auseinander setzen.
Und auch die Patienten werden anspruchsvoller. So versteht der Arzt seine Rolle zunehmend als Dienstleister. Dadurch geraten Ärztinnen und Ärzte immer mehr in das Spannungsfeld zwischen Ethik, Technik und ökonomischen Vorgaben.
Bei allem Fortschritt darf nie vergessen werden, dass es bei der Medizin um Menschen mit Bedürfnissen, Wünschen und Ängsten geht. Durch die rasanten Entwicklungen und Möglichkeiten entstehen immer neue Fragen, ob medizinisch Machbares wünschenswert und letztendlich menschenwürdig ist.
Der Mensch darf nicht als Objekt von Machbarkeitsstreben gesehen werden, sondern muss in seiner Gesamtheit, in den Dimensionen von Körper, Geist und Seele verstanden werden. In diesem Sinne muss eine Rehumanisierung in der Medizin angestrebt werden. Die Bioethik in der Medizin leistet hierbei einen wesentlichen Beitrag, da sie die Diskussion wieder auf die Grundwerte der Menschlichkeit lenkt.
Das Hauptaugenmerk sollte dabei in den nächsten Jahren auf die Rückbesinnung der menschlichen Werte in der Medizin gelegt werden. Der Mensch steht im Mittelpunkt!
Ich möchte mich an dieser Stelle ausdrücklich für den langjährigen Einsatz des IMABE-Instituts und seiner Mitarbeiter – der Ärzte, aber auch Mitarbeiter anderer Fachbereiche – bedanken. Gerade in einer Zeit zunehmender Spezialisierung braucht es Institutionen wie IMABE, die durch Kongresse, Publikationen, Besprechen von Fallbeispielen in Kleingruppen und Informationsarbeit die ethischen Grundsätze für das ärztliche Handeln und die neuen Möglichkeiten durch Technik und Forschung in den Mittelpunkt stellen. Es freut mich, dass in den vergangenen Monaten eine intensivere Zusammenarbeit mit der Österreichischen Ärztezeitung und dem Institut begonnen hat, und ich hoffe, auch in Zukunft mit Ihren regelmäßigen Gastkommentaren in unserer Zeitschrift zu aktuellen bioethischen Fragen rechnen zu dürfen.
Der vorliegende Tagungsband stellt eine Anregung in dieser spannenden Auseinandersetzung zwischen Medizin, Ideologie und Markt dar und liefert wichtige Beiträge und Gedankenansätze für diese und kommende Diskussionen.
Der Diskussion müssen wir uns stellen, denn die Fragen der Bioethik in der Medizin werden in Zukunft immer wichtiger. Wir als Mediziner stehen im Brennpunkt dieser Fragen – durch unsere Ausbildung, unsere Verantwortung und nicht zuletzt durch den Hippokratischen Eid, dem wir uns alle verpflichtet fühlen.
In diesem Sinne wünsche ich den Teilnehmern des Symposiums einen informativen und lehrreichen Tag.
MR Dr. Walter Dorner
Präsident der Wiener und der Österreichischen Ärztekammer
Weihburggasse 10-12, A-1010 Wien