Ärzte und Pflegepersonen scheuen sich davor, mit Patienten, die an Herzinsuffizienz leiden, Gespräche über das Lebensende zu führen. Das ist das Ergebnis einer im Rahmen der Quality of Care and Outcomes 2014 Scientific Sessions in Baltimore vorgestellten neuen Studie, berichtet Medicalnewstoday (online, 4. 6. 2014). Als Begründung nannte das medizinische Personal, das Thema sei ihnen unangenehm, die Gespräche würden ohnehin wenig bringen, sie klagten aber auch über mangelnde Zeit und die eigene Unsicherheit.
Über 5,1 Millionen US-Bürger leiden an Herzinsuffizienz. Nach Angaben der American Heart Association stirbt etwa die Hälfte dieser Patienten innerhalb von fünf Jahren nach der Diagnose. Die Wissenschaftler unter der Leitung von Shannon Dunlay, Kardiologin an der Mayo-Klinik in Rochester, Minnesota, hatten 50 Ärzte und 45 Pflegepersonen an drei Klinikstandorten befragt. Nur 12 Prozent der Ärzte und Pfleger hatten die von der American Heart Association empfohlenen Leitlinien, die ein jährliches Routine-Gespräch über End-of-Life-Care vorsieht, befürwortet. 30 Prozent hatten wenig Vertrauen in ein Gespräch bzw. das Anbieten von End-of-Life-Care.
Unter den 52 Prozent, die angaben, End-of-Life-Care-Themen nur zögerlich zu behandeln, gaben 21 Prozent an, dass nach ihrer Wahrnehmung die Patienten nicht bereit waren, über das Thema zu sprechen. 11 Prozent der Befragten würden dem Gespräch ausweichen, weil es für sie unangenehm sei; 9 Prozent waren besorgt, dass sie den Patienten die Hoffnung nehmen würden, 8 Prozent gaben Zeitmangel als Grund für das Ausweichen vor dem Gespräch an.
Es gibt jedoch keine Anzeichen dafür, dass Gespräche über das Lebensende Hoffnungen zerstören. Im Gegenteil: Es lindert bei den meisten Patienten und Familien Ängste, sagt Studienleiterin Dunlay. Die richtige Kommunikation sei der Schlüssel, sowohl zwischen Patienten und Angehörigen, als auch im Arzt-Pflege-Team. Dunlay plädiert dafür, End-of-Life-Gespräche innerhalb der laufenden routinemäßigen Versorgung des Patienten einzubauen. Die erste Voraussetzung dafür sei neben Ausbildung, Rahmenbedingungen und persönlicher Verantwortung die Bereitschaft, sich zeitlich und emotional einzubringen (vgl. Schenk T. M., Vom richtigen Zeitpunkt: Die Entscheidung zur palliativmedizinischen Behandlung, in: Imago Hominis 2003; 10(1): 29-35).