Gegen eine Legalisierung der Eizellspende und der sogenannten Leihmutterschaft haben sich verschiedene Experten aus der Reproduktionsmedizin in Deutschland und in der Schweiz ausgesprochen. Sie lehnen ein Fremdeizellbehandlung als eine Verwirklichung des Rechts auf Fortpflanzung auf Kosten Dritter ab und fordern, dass das Verbot aufrecht bleiben muss. Die Eizellspende sei ein gesundheitlich belastendes Verfahren, das sowohl Frauen als auch Kinder signifikanten medizinische Risiken aussetzt. Zudem werde das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner biologischen Herkunft verletzt.
An körperlichen Gefahren für die Eizellnehmerin stehen bei einer Behandlung vor allem die Risiken einer Mehrlingsschwangerschaft und der Entwicklung eines schwangerschaftsbedingten neu auftretenden Bluthochdrucks und den damit assoziierten Folgen, der Präeklampsie, schreiben die Gynäkolginnen der Arbeitsgruppe Eizellspende des deutschen Arbeitskreises Frauengesundheit in der Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft. Der Arbeitskreis Frauengesundheit ist der größte unabhängige Zusammenschluss von Organisationen und Fachexpertinnen, die sich für Frauengesundheit in Deutschland engagieren.
Angesichts eines „global expandierenden reproduktionsmedizinischen Marktes“ sei grundsätzlich der Begriff „Spende“ irreführend. „Spende“ blende die Akteure am Markt komplett aus und begünstige die Ausbeutung der abgebenden Frauen. Die besser als „Eizellabgabe“ bezeichnete Prozedur setze einen invasiven, gesundheitsbelastenden und risikobehafteten medizinischen Eingriff voraus, so die Expertinnen.
Hochglanzbroschüren erfüllen den Zweck der Aufklärung nicht
Frauen hätten das Recht auf eine umfängliche Aufklärung. Die Gynäkologinnen sprechen Risiken und Spätfolgen an, die gewöhnlich nicht in Hochglanzbroschüren der Anbieter gelisteten werden. Dazu gehören einerseits das Wissen um die Risiken für die Eizellnehmerin wie auch die Eizellgeberin, wozu vor allem negative Auswirkungen auf deren eigene Fruchtbarkeit gehören. Auch die relativ geringen Erfolgschancen der Prozedur sind oft nicht bekannt. Diese hängen vom Lebensalter, aber auch von den Voraussetzungen der Eizellnehmerin und von der Qualität der Eizellen der Geberin ab. Mehrlingsschwangerschaften und der schwangerschaftsbedingte Bluthochdruck stellen aufseiten der Eizellnehmerin die größte Herausforderung dar.
Schwere Komplikationen mit fremden Eizellen
Unter den zahlreichen angeführten Studien wird auch jene der Berliner Charité aus dem Jahr 2021 zitiert. Das Team um die Gynäkologin Judith Altmann wertete 115 Schwangerschaften nach Eizellspenden (62 Einlings-, 44 Zwillings-, 7 Drillings- und 2 Vierlingsschwangerschaften) mit insgesamt 179 Ungeborenen aus. Das mittlere Alter der Frauen betrug 44 Jahre. Schwangerschaften mit fremden Eizellen ging mit einem hohen Risiko für schwere Komplikationen einher. Auffallend hoch waren die Fälle eines schwangerschaftsinduzierten Bluthochdrucks bei den Empfängerinnen, was wiederum zu Frühgeburten per Not-Kaiserschnitt führte (Bioethik aktuell 5.11.2022). Die Präeklampsie-Rate betrug 16 Prozent bei Einlingen und 23 Prozent bei Zwillingen.
Das Team um den Gynäkologen Ulrich Pecks vom Universitätsklinikum der RWTH Aachen fasste in einer Meta-Anaylse die Resultate von 11 Arbeiten über 644 Schwangerschaftsverläufe nach Eizellspende im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit 2320 Patientinnen mit eigenen Eizellen zusammen. Ihr Ergebnis: Das Risiko für einen Schwangerschaftshochdruck nach einer Eizellspende ist um 257 Prozent im Vergleich zur Kontrollgruppe "andere Methoden der assistierten Reproduktion" erhöht, im Vergleich zu einer natürlichen Empfängnis um 660 Prozent (vgl. Dtsch Arztebl Int 2011; 108(3): 23-31. DOI: 10.3238/arztebl.2011.0023).
Der "doppelt fremde Embryo" birgt Risiken für Frau und Kind
Das 20-Seitige Gutachten "Medizinische Risiken der 'Eizellspende'" wurde vom Gen-ethischen Netzwerk im Auftrag für biorespect (Schweiz) erstellt. Auch hier erläutern die Autorinnen anhand zahlreicher Studien die gesundheitlichen Risiken für die Frau, die ihre Eizellen abgibt, jene, die sie empfängt und jene für das Kind.
Als Ursache von Schwangerschaftsvergiftungen wird vermutet, dass die Erkrankung durch eine maternale Immunreaktion auf den komplett fremden Fötus ausgelöst wird. Bei einer Eizellspende ist das gesamte Genom des Fötus „fremd“, nicht bloß die väterliche Samenzelle. Der doppelt fremde Embryo könnte erklären, warum das Risiko einer Präeklamsie bei Eizellspende erhöht ist. Dies sei mit ein Grund, warum eine Samenspende und Eizellspende differenziert behandelt werden müssen.
Das erhöhte Präeklampsie-Risiko bei Schwangerschaften nach Eizellspende kann auch langfristige Konsequenzen für die Gesundheit der Kinder haben. So zeigt eine im Journal of Pediatrics publizierte Meta-Studie (2019 May;208:104-113.e6. doi: 10.1016/j.jpeds.2018.12.008), die Daten von 53.029 Probandinnen aus 36 Studien auswertete. einen höheren systolischen und diastolischen Blutdruck bei Kindern, die nach einer Präeklampsie-Schwangerschaft geboren wurden.
Im Deutschen IVF-Register werden weitere Risiken aufgelistet, Österreich schweigt
Bei der Eizellentnahme findet eine Follikelpunktion mittels Hohlnadel durch die Scheidenwand statt. Die gereiften Eier werden aus dem Eierstock abgesaugt und eingefroren oder frisch verwendet. Laut Schweizer Gutachten meldete das Deutsche IVF-Register 2020 bei 0,8% der insgesamt 62.199 vorgenommenen Follikelpunktionen folgende Komplikationen: "Bei 289 Patientinnen traten vaginale Blutungen auf, in 52 Fällen gab es Blutungen im Bauchraum. Bei vier Patientinnen kam es zu Darmverletzungen und bei 21 Personen zu einer Entzündung des Bauchfells (Peritonitis).“ Weitere 77 Komplikationen sind namentlich nicht benannt.
Das Österreichische IVF-Register schweigt zu den Risiken der seit 2015 erlaubten "Eizellspende". Die Zahl jener Kinder, die mit einer genetisch fragmentierten Elternschaft bzw. Dritt-Eltern-Teile durch IVF entstehen, steigt. Schon 2015 wurde deshalb ein zentrales Eizell- und Samenspenderregister eingefordert. Doch Papier ist geduldig: Bis heute gibt es in Österreich kein derartiges Register, der Antrag ruht seit sieben Jahren in einer Schublade.