Bioethik aktuell

Public Health: Fast jeder fünfte Todesfall weltweit wegen schlechter Ernährung

Zu wenig Obst, Nüsse und Gemüse, zu viel rotes Fleisch, Zucker und Industrielebensmittel

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Weltweit geht jeder fünfte Todesfall auf schlechte Ernährung zurück. Das ist das Ergebnis der in Lancet (3. April, 2019 DOI:https://doi.org/10.1016/S0140-6736(19)30041-8) publizierten Global-Burden-of-Disease (GBD)-Studie, wonach 11 Millionen Todesfälle im Jahr 2017 auf zu viel Salz, zu wenig Vollkorn und zu wenig Obst in der Nahrung zurückgingen. 255 Millionen Patientenjahre wurden deswegen im Jahr 2017 in Krankheit verbracht (DALYs: Disability-Adjusted Life Years).

Ashkan Afshin vom Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) der Universität von Washington und seine Kollegen haben im Zeitraum 1990 bis 2017 die Ernährungsgewohnheiten in 195 Ländern untersucht. Sie konzentrierten sich dabei auf 15 Nahrungskomponenten. Als gesund stuften sie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkorn, Ballaststoffe, Nüsse und Samen, Kalzium, Milch, Omega-3-Fettsäuren, mehrfach ungesättigte Fette ein - rotes Fleisch, Wurst, zuckerhaltige Getränke, Transfettsäuren und Salz dagegen als ungesund. Für jede Komponente berechneten sie eine optimale Menge und in der Folge, wie stark sich durch ein Abweichen von diesem Optimum das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebs, Diabetes und einen vorzeitigen Tod erhöht, fasst Medscape (online, 8.4.2019) das Studiendesign zusammen.

Das Ergebnis der Meta-Analyse: „Schlechte Ernährungsgewohnheiten, also eine Kombination von zu viel rotem Fleisch, verarbeitetem Fleisch und zuckergesüßten Getränken und eine zu geringe Aufnahme von Obst, Gemüse, Nüssen, Vollkorn und Samen verursachen insgesamt mehr Todesfälle als alle anderen Risikofaktoren weltweit“, sagt Afshin gegenüber CBS News (online, 3.4.2019). Die gesundheitlichen Folgen zeigen sich laut Statistik vor allem an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, gefolgt von Krebs und Diabetes.

Am ausgewogensten scheint die Ernährung in Israel. Dort gab es 2017 die wenigsten ernährungsbedingten Todesfälle (88,9/100.000 Einwohner). Auch Frankreich (89,1), Spanien, Japan und Andorra schnitten gut ab. Österreich (143,1) liegt auf Platz 30 von 195 untersuchten Ländern - und damit noch vor Deutschland (162,0) und den USA (170,7), allerdings hinter der Schweiz (102,8) und Schweden (136,2) (vgl. science.orf.at, online, 4.4.2019).

Nita G. Forouhi von der Medical Research Council Epidemiology Unit der University of Cambridge in Großbritannien schreibt in einem Begleitkommentar in Lancet (2019: DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(19)30500-8), dass die aktuellen GBD-Ergebnisse „Hinweise darauf sind, dass sich der Fokus verlagert - weg von der Betonung der Ernährungsbeschränkung und hin zur Förderung gesunder Lebensmittelkomponenten weltweit“. Bestehende Kampagnen für bessere Ernährung haben sich laut Autoren als ineffizient erwiesen.

Aus Public-Health-Perspektive seien die Herausforderungen erheblich. Das zeige sich nach Forouhi schon daran, dass die Kosten für Obst und Gemüse unverhältnismäßig hoch seien. Die Preise, die Verbraucher für zwei Portionen Obst und drei Portionen Gemüse pro Tag und Person zahlen müssen, sind sehr unterschiedlich. In Ländern mit niedrigem Einkommen verschlingt diese Ausgabe 52 Prozent des Haushaltseinkommens. In Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen sind es 18 Prozent, in Ländern mit mittlerem bis hohem Einkommen 16 Prozent und in Ländern mit hohem Einkommen gerade mal 2 Prozent. Ihr Resümee: Politische Interventionen auf internationaler Ebene in sämtlichen Bereichen, die mit Lebensmitteln und Ernährung zu tun haben, seien unerlässlich. Nur so könne ein radikaler Wandel zur Verbesserung in der Ernährung vorangetrieben werden.

Institut für Medizinische
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