Rund 5.000 Kinder und Jugendliche in Österreich sind von einer lebensverkürzenden Krankheit betroffen. Ihnen stehen nur 31 spezialisierte Hospiz- und Palliativeinrichtungen zur Verfügung. 26 davon arbeiten mobil und besuchen ihre kleinen Patientinnen und Patienten zu Hause, fünf bieten stationäre Hilfe an. „Es liegt also auf der Hand, dass die Palliativ- und Hospizversorgung von Kindern und Jugendlichen österreichweit dringend ausgebaut werden muss.“ Darauf weist Martina Kronberger-Vollnhofer, Gründerin und Leiterin von Wiens mobilem Kinderhospiz und Kinderpalliativteam MOMO, aus Anlass des UNICEF-Tags der Kinderrechte (20.November) hin (vgl. MOMO, 20.11.2020).
Bei Kinderhospiz und Palliativbetreuung gehe es vor allem „um Lebenshilfe“, betont Kronberger-Vollnhofer (vgl. katholisch.at, 26.10.2020). Die derzeit diskutierte aktive Sterbehilfe lehnt die Ärztin klar ab. Würde das Verbot angerührt, so wäre dies ein „negatives Signal“ für die Gesellschaft. „Denn es ist absehbar, dass eine Legalisierung den Druck auf alte und kranke Menschen sowie auch auf ihre Angehörigen, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen, steigen lässt.“ Weder Ärzte noch die Gesellschaft dürften sich anmaßen zu bewerten, ob ein Leben lebenswert ist oder nicht, so die klare Botschaft der Medizinerin. Die nötigen Antworten auf großes Leid Sterbenskranker seien vielmehr Palliativversorgung und Hospizbegleitung, so Kronberger-Vollnhofer.
Ein von allen Parteien getragener Entschließungsantrag soll am 1. Dezember im Familienausschuss des Nationalrats behandelt werden. Ziel sei es, die im Rahmen der Pflegereform vorgesehene Regelfinanzierung für Hospiz- und Palliativversorgung für Kinder und Erwachsene schnell umzusetzen, heißt es in dem Antrag. Auf Bundes- wie auf Landesebene solle die "Querschnittmaterie zwischen Sozialem und Gesundheit sowie Sozialversicherung" rasch zur Umsetzung kommen. Initiiert von Norbert Sieber (ÖVP) wurde der Entschließungsantrag von Barbara Neßler (Die Grünen), Petra Wimmer (SPÖ), Edith Mühlberghuber (FPÖ) und Michael Bernhard (NEOS) unterstützt, berichtet Kathpress (online 20.11.2020).
Die Hospiz- und Palliativversorgung versuche, Menschen mit unheilbaren Krankheiten ein Leben in guter Qualität und ein Lebensende in Würde zu ermöglichen, heißt es im Allparteienantrag. Speziell für betroffene Kinder und Jugendliche sowie deren Familien seien (teil-)stationäre Einrichtungen und mobile Teams von „unschätzbarem Wert“ und würden deren Lebensqualität verbessern. Gerade in der aktuellen Covid-19-Zeit seien pädiatrische Hospiz- und Palliativeinrichtungen „wichtig und wertvoll für die Familien, um nicht ganz in Isolation zu geraten und völlig auf sich selbst gestellt zu sein“, beschreiben die Unterstützer die Hintergründe des Antrags.
Unterstützt wird das Anliegen auch von der Präsidentin des Dachverbandes Hospiz Österreich Waltraud Klasnic: „Dieser Antrag ist ein wichtiger Schritt für den Schutz des Lebens in Menschenwürde bis zur letzten Stunde in einer leistbaren und flächendeckenden Form“, so Klasnic. In der parlamentarischen Enquetekommission „Würde am Ende des Lebens" 2015 wurde die Regelfinanzierung als Ziel einstimmig beschlossen (vgl. Bioethik aktuell, 5.12.2016). Im Finanzausgleich wurden bisher 90 Millionen Euro für Palliativ- und Hospizversorgung vorgesehen.
Auch die Direktorin der Diakonie Österreich, Maria Katharina Moser (vgl. Pressemitteilung, 29.10.2020), erwartet sich von der Pflegereform entscheidende Schritte: Palliativ- und Hospizversorgung müssen, wie auch im Regierungsprogramm vorgesehen, in die Regelfinanzierung überführt werden. Es sei ein „Unding“, eine Debatte über aktive Sterbehilfe zu führen, „solange die Versorgungslandschaft in Palliativmedizin, Schmerztherapie und Sterbebegleitung nicht so ausgebaut ist, dass sich Menschen in der letzten Lebensphase darauf verlassen können, gut behandelt und begleitet zu werden“, so Diakonie-Direktorin Moser.