Patienten legen vor ihrem Arzt nicht immer alles wahrheitsgemäß offen - selbst wenn ihnen klar ist, dass bestimmte Daten gesundheitsrelevant sein könnten. Wie häufig und warum sie diese verheimlichen, haben nun Psychologen untersucht. So verschweigen etwa 70 Prozent der Patienten ihrem Arzt medizinisch relevante Informationen - vor allem, weil sie nicht geringgeschätzt oder belehrt werden wollen (mehr als 70 Prozent) - oder weil sie sich schämen, nachzufragen, wenn sie den Arzt nicht verstanden hatten. Manche der verschwiegenen Themen waren den Befragten auch schlicht peinlich oder unangenehm (55 Prozent). Das Team um die Psychologin und Bioethikerin Andrea Gurkmanin Levy hatte für die in JAMA Netw Open publizierte Studie (2018; 1(7): e185293, doi:10.1001/jamanetworkopen.2018.5293) die Daten von 4.510 online befragten Patienten analysiert.
Die Umfrage bestand aus sieben Fragen zu möglichen Themen, die ein Patient verschweigen könnte. Dazu gehörte, dass die Instruktionen des Arztes (oder Arzthelfers) nicht verstanden wurden oder der Patient mit den Empfehlungen des Arztes nicht einverstanden war. Auch Lebensstilthemen (kein regelmäßiger Sport, ungesunde Ernährung) oder gezieltes Verschweigen eines eingenommenen Mittels konnten genannt werden. Wurde eine Frage bejaht, standen mögliche Gründe zur Auswahl.
Als häufigsten Grund, warum sie wichtige Informationen unter den Tisch fallengelassen hatten, nannten Patienten, anderer Meinung als der Arzt gewesen zu sein (rund 33 Prozent). Relativ oft (im Schnitt 28 Prozent) verstanden die Patienten die Anweisungen des Arztes nicht. Um sich keine Blöße zu geben, fragten sie nicht nach. Die Wissenschaftler schlussfolgern daraus, dass ein beachtlicher Teil der Patienten aus der Praxis geht, ohne zu wissen, was genau zu tun ist (vgl. Standard, online, 12.12.2018). Mögliche Konsequenzen solcher Verheimlichungen sind allerdings Fehlbehandlungen (weil dem Arzt wichtige Informationen fehlen) und schlechte Adhärenz, also beispielsweise, dass Medikamente nicht wie angewiesen eingenommen werden, was den Heilungsprozess deutlich erschwert.
Die Autoren zeigen sich beunruhigt über den hohen Prozentsatz von Patienten, die Ärzten Informationen vorenthalten, und betonen: „Die Beziehung zwischen Arzt und Patient erfordert eine ehrliche und offene Kommunikation zwischen beiden Seiten, um den therapeutischen Nutzen zu maximieren und mögliche Schäden zu vermeiden.“ Es brauche Interventionen, die darauf abzielen, das Vertrauen und die Kommunikation zwischen Patienten und Therapeuten zu erhöhen.