Die guten Nachrichten: Ein Großteil der COVID-19-Infektionen verläuft bei Schwangeren symptomlos bzw. mit lediglich milder Symptomatik (70-89% aller infizierten Schwangeren). Und: Eine Infektion mit SARS-CoV-2 in der Schwangerschaft gefährdet das Leben des Kindes offenbar nicht und wird nur in sehr selten Fällen von der Mutter auf das Neugeborene übertragen. Das geht aus einer aktuellen, in Ultrasound in Obstetrics and Gynecology (2021; DOI: 10.1002/uog.23619) publizierten Studie hervor. Laut einer weiteren, in JAMA Pediatrics (2020; DOI: 10.1001/jamapediatrics.2020.4298) publizierten Fallserie haben sich nur 2 von 101 Neugeborenen bei ihrer an COVID-19 erkrankten Mutter infiziert. Auch die beiden betroffenen Kinder zeigten keine Symptome.
Die weniger gute Nachricht: Auch wenn die absolute Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung an COVID-19 bei Schwangeren gering ist, scheint das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf gegenüber gleichaltrigen Nicht-Schwangeren offenbar höher zu sein. Insbesondere trifft dies zu, wenn Schwangere mit Vorerkrankungen wie Adipositas, Hypertonie und Diabetes aufweisen. Dies legen die Daten einer im British Medical Journal publizierten Metaanalyse nahe (2020 Sep 1;370:m3320, doi: 10.1136/bmj.m3320). Dabei wurden Daten aus 77 Studien von mehr als 11.400 schwangeren Frauen analysiert.
Schwangere COVID-Patientinnen benötigten signifikant häufiger stationäre Aufenthalte, Behandlungen in der Intensivstation mit Beatmung gegenüber gleichaltrigen nicht-schwangeren Frauen. Zudem kann eine Infektion mit SARS-CoV-2 einen Schwangerschaftshochdruck (Präeklampsie) auslösen, mit den bekannten Gefahren für die Gesundheit von Mutter und Kind. Die Risiken steigen bei einer symptomatischen Erkrankung an und nehmen mit dem Schweregrad von COVID-19 zu, wie eine weitere Meta-Analyse im Canadian Medical Association Journal (2021; DOI: 10.1503/cmaj.202604) zeigt.
Bislang haben die COVID-19 Impfungen noch nicht das Zulassungsverfahren für schwangere und stillende Frauen durchlaufen. Gleichzeitig sollen diese jedoch nicht grundsätzlich von Impfprogrammen ausgeschlossen werden, betonen Fachgesellschaften, darunter auch die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in einer Stellungnahme (update 25.3.2021). Von einer generellen Impfung aller Schwangeren wird derzeit mehrheitlich von den Fachgesellschaften wegen noch fehlender Studiendaten abgeraten.
Während manche Länder Schwangere generell als Risikogruppe einstufen (z.B. Großbritannien, USA), ist man in Deutschland und Österreich zurückhaltender. Schwangeren mit Vorerkrankungen, einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 oder hohem Expositionsrisiko gegenüber einer SARS-CoV-2-Infektion könne die Impfung nach Nutzen-Risiko-Abwägung und nach ausführlicher Aufklärung angeboten werden. Wichtig sei eine individuelle Nutzen-Risiko-Abklärung. Falls keine Impfung in Frage kommt, ist ein indirekter Schutz (Impfen von engen Kontaktpersonen) sowie das Einhalten der allgemeinen Regeln wichtig: Abstand halten, Einschränkung der Kontakte und Mund-Nasen-Schutz.
Erste Daten, wie sich die Impfstoffe auf die Schwangerschaft beim Menschen verhalten, zeigte sich bei einigen Freiwilligen während der klinischen Studien mit drei der zugelassenen Impfstoffe. Es traten 57 Schwangerschaften auf – obwohl die Teilnehmerinnen gebeten wurden, eine Schwangerschaft zu vermeiden. In einem aktuellen Kommentar in Nature Reviews Immunology (21, 268 (2021) https://doi.org/10.1038/s41577-021-00533-y) weist die Immunologin Victoria Male (Imperial College London) darauf hin, dass kein signifikanter Unterschied in der Rate ungeplanter Schwangerschaften in den geimpften Gruppen im Vergleich zu den Kontrollgruppen gesehen werden. Impfstoffe verhindern offenbar die Schwangerschaft nicht. In ähnlicher Weise sind die Raten an Fehlgeburten zwischen den Gruppen vergleichbar, was darauf hindeutet, dass die Impfung auch keine nachteiligen Auswirkungen auf die frühe Schwangerschaft hat. Mehr als 30.000 Frauen in den USA haben die Impfung zur Zeit einer Schwangerschaft erhalten, bisher wurden keine Sicherheitsrisiken beobachtet (vgl. CDC COVID-19 Vaccine Task Force, 1.3. 2021). BioNTech-Pfizer führt derzeit eine große Studie mit 4000 schwangeren Patientinnen durch.
Mit dem Start der Impfungen gegen Covid-19 kursierte auch immer wieder die Behauptung – vor allem in den sozialen Medien –, dass eine Impfung die Fruchtbarkeit von Frauen beeinträchtigen könne. Grund dafür seien die vom Immunsystem gebildeten Antikörper gegen das Spikeprotein des Coronavirus, die auch Teile der Plazenta angreifen würden. Zahlreiche Fachgesellschaften haben diese Ängste als unbegründet zurückgewiesen. So hat das Royal College of Midwives gemeinsam mit dem Royal College of Obstetricians and Gynaecologists (RCOG) in einer Erklärung festgehalten: „Es gibt keinen biologisch plausiblen Mechanismus, durch den aktuelle Impfstoffe die Fruchtbarkeit von Frauen beeinträchtigen würden", betont Edward Morris, Präsident des RCOG.