Die Corona-Pandemie fordert raschen Informationsaustausch, schwierige Abwägungsentscheidungen und nachhaltige Handlungsstrategien. Dazu braucht es eine valide Datenbasis, die frei zugänglich ist, und eine transparente Darstellung von unterschiedlichen Standpunkten, methodischen Unsicherheiten und den Austausch zwischen den Disziplinen. Derzeit jedoch fehlt es an verlässlichen Daten, Transparenz und interdisziplinärem Denken in fast allen Bereichen.
Einige Institutionen wollen dem entgegenwirken und haben Ad-hoc-Plattformen gebildet, in denen auch der Austausch über COVID-19 ausdrücklich erwünscht und ermöglicht wird.
Kompetenznetz Public Health zu COVID-19
Im Kompetenznetz Public Health zu COVID-19 haben sich mehr als 25 Fachgesellschaften und Verbände aus dem Bereich Public Health zusammengeschlossen, die ihre methodische, epidemiologische, statistische, sozialwissenschaftliche und (bevölkerungs-)medizinische Fachkenntnis bündeln wollen. Gemeinsam vertreten sie nach eigenen Angaben mehrere Tausend Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Ziel ist es, schnell sowie flexibel interdisziplinäre Expertise zu COVID-19 für die aktuelle Diskussion und Entscheidungsfindung zur Verfügung zu stellen. Dafür werden wissenschaftliche Erkenntnisse zusammengestellt, aufbereitet und in möglichst leicht verständlicher Form verbreitet. Die Informationen richten sich primär an Behörden, Institutionen und politische Entscheidungsträger.
Aktuell gliedert sich die Arbeit in 11 Arbeitsgruppen, die COVID-19 mitsamt der gesamtgesellschaftlichen Folgen in den Blick nimmt. Die Themenblöcke umfassen u. a. Ethik, gesundheitliche Aspekte der sozialen Isolation, Gesundheit und Arbeit, Wirksamkeit und Nebenwirkungen von Nicht-Pharmakologischen Interventionen (NPI), Risikokommunikation und -wahrnehmung sowie Vulnerabilität.
Datenplattform COVID-19 des Österreichischen Gesundheitsministeriums
Für die Erforschung von SARS-CoV-2 und COVID-19 wird wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen die Nutzung von Daten aus dem Österreichischen Epidemiologischen Meldesystem (EMS) ermöglicht. Für diesen Zweck hat das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) die Einrichtung der Datenplattform COVID-19 beauftragt. Sie soll sowohl die nationale, als auch die internationale wissenschaftliche Community dabei unterstützen, die Evidenz und das Verständnis für SARS-CoV-2 und COVID-19 zu erhöhen. Forschungseinrichtungen haben auf dieser Plattform die Möglichkeit, sich für einen Zugang zu den Daten aus dem Epidemiologischen Meldesystem akkreditieren zu lassen.
Außerdem finden sich hier auch Links zu unterschiedlichen nationalen und internationalen Datenquellen und -aufbereitungen.
European COVID-19 Data Platform
Die European COVID-19 Data Platform wurde von der EU mit dem Ziel eingerichtet, dass sich Forscher in der Corona-Krise auf einer europäischen Datenplattform über aktuelles Wissen und Erfahrungen zu Impfstoffen, Medikamenten und Testsysteme, aber auch Expertise in der Pflege uvm. informieren können.
Wissenschaftler hätten bereits einen großen Wissensschatz über das Coronavirus gesammelt, kein Forscher könne allein eine Lösung finden, so EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen bei der Vorstellung der Plattform. Auf der Plattform könnten sie ihre Erkenntnisse speichern und die ihrer Kollegen nutzen. Integriert ist darin Europe PMC, eine offene Wissenschaftsplattform, die den Zugriff auf eine weltweite Sammlung von Life-Science-Veröffentlichungen und Preprints aus vertrauenswürdigen Quellen auf der ganzen Welt ermöglicht. Die Datenbank verfügt inzwischen über eine eigene Suchmaske unter dem Titel Coronavirus articles and preprints.
Covid-19 Health System Response Monitor (HSRM)
Auf gemeinsame Initiative der Europäischen Kommission, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Europäischen Beobachtungsstelle für Gesundheitssysteme und -politiken wurde Anfang April eine neue Online-Plattform unter dem Namen Covid-19 Health System Response Monitor (HSRM) gestartet Hier können die Richtlinien zur Bekämpfung der Epidemie und ihrer Folgen in den verschiedenen Ländern Europas, den USA und Kanada verglichen werden. Sie listet beispielsweise die Maßnahmen auf, die ergriffen wurden, um die Übertragung des Virus zu verlangsamen oder infizierte Patienten zu versorgen, die Steuerung der Krise und Maßnahmen in der Wirtschaft.