Cannabis macht rasch abhängig, verursacht psychische Probleme und bahnt den Weg zu harten Drogen. Die Schäden können bei Jugendlichen aber offenbar schneller eintreten als bisher gedacht. Eine im Journal of Neuroscience (14 January 2019, 3375-17) publizierte Studie zeigt, dass bereits der ein- oder zweimalige Konsum mit Veränderungen in mehreren Gehirnregionen einhergeht.
Das IMAGEN-Projekt begleitet seit einigen Jahren eine Gruppe von rund 2.000 Jugendlichen in sieben europäischen Städten in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Irland, um die Veränderungen im Gehirn während der Pubertät zu erforschen. Neben psychologischen Tests zu Kognition und Verhalten werden auch Magnetresonanztomografien (MRT) durchgeführt.
Bei der Untersuchung im Alter von 14 Jahren hatten 46 Jugendliche angegeben, schon ein- oder zweimal Cannabis konsumiert zu haben. Ein Team um Hugh Garavan vom Robert Larner College of Medicine in Burlington im US-Staat Vermont hat die MRT-Befunde dieser Kinder jetzt mit einer gleich großen Kontrollgruppe von Gleichaltrigen verglichen, die noch keine Erfahrung mit der Freizeitdroge gemacht hatten, berichtet das Deutsche Ärzteblatt (online, 15.1.2019). Das Ergebnis: Bei den sporadischen Cannabiskonsumenten war das Volumen der grauen Substanz in bestimmten Hirnregionen erhöht, Probanden der Kontrollgruppe, die erst später mit dem Cannabiskonsum begannen, wiesen die beschriebenen Auffälligkeiten nicht auf.
Die Veränderungen im Temporallappen gingen mit schlechteren Ergebnissen in einem neuropsychologischen Tests einher. So verschlechterte sich das wahrnehmungsgebundene logische Denken („perceptual reasoning“), die Arbeitsgeschwindigkeit und die manuelle Geschicklichkeit im Vergleich zu gleichaltrigen cannabisabstinenten Jugendlichen. Im Alter von 16 Jahren waren zudem die Angstscores der frühen Konsumenten erhöht.
Rainer Thomasius vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf hält die Ergebnisse für höchst alarmierend. Nach Erfahrung des Ärztlichen Leiters des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters kann sich ein frühes Erstkonsumalter ungünstig auf Konzentration, Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit, Gedächtnis, Lernen, Emotionsregulation und -kontrolle sowie auf die Planungsfähigkeit und verschiedene psychomotorische Funktionen auswirken.