Todkranke Menschen müssen laut Papst Franziskus nicht „um jeden Preis“ medizinisch behandelt werden. Es sei moralisch vertretbar, auf therapeutische Mittel zu verzichten oder diese einzustellen, wenn diese in keinem Verhältnis zum erhofften Ergebnis stünden. Es gehe in solchen Fällen nicht darum, den Tod herbeizuführen, sondern zu akzeptieren, dass man ihn nicht verhindern kann. Das betonte Papst Franziskus in einem Grußwort (vgl. Vatikan, online, 16.11.2017) an die Teilnehmer der internationalen Konferenz zum Lebensende, die vom Weltärztebund (World Medical Association, WMA) in Kooperation mit der Deutschen Bundesärztekammer und der Päpstlichen Akademie für das Leben am 16./17.11 im Vatikan veranstaltet wurde.
Die Einstellung oder Unterlassung solcher Therapien sei ethisch deutlich von Euthanasie zu unterscheiden. Letztere sei „immer unerlaubt“, da sie den Tod zum Ziel hat, stellte der Papst klar. Der Patient stehe an erster Stelle, es sei wichtig, Kranke nicht alleine zu lassen, wenn es keine Heilungschancen mehr gebe, ergänzte Franziskus.
An der WMA-Konferenz nahmen Mediziner, Rechtsanwälte, Experten für Palliativversorgung und medizinische Ethik, Theologen verschiedener Konfessionen und Philosophen teil. Ziel war es, Grundlagen für die Beratung bei der ärztlichen Behandlung am Lebensende vor dem Hintergrund wachsender medizinisch-technischer Möglichkeiten zu schaffen.
Für Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Deutschen Bundesärztekammer, ist deutlich geworden, dass eine überwiegende Mehrheit der Ärzteschaft Euthanasie und ärztlich assistierten Suizid ablehne (vgl. Deutsches Ärzteblatt, online, 21.11.2017). „Einigkeit herrscht darüber, dass die Palliativmedizin weltweit gestärkt werden und allen Menschen zur Verfügung stehen muss“, betonte Montgomery. 80 Prozent der Menschen weltweit hätten keinen Zugang zu palliativmedizinischer Betreuung. Ebenso unstrittig sei, dass Verfahren der Euthanasie niemals als kostensparende Variante eingesetzt werden dürften, um teure Therapien zu vermeiden, so der Ärztekammerpräsident (vgl. Ärztezeitung, online, 22.11.2017).
Palliativmedizin darf kein Luxus sein, resümiert IMABE-Geschäftsführerin Susanne Kummer im Interview mit Radio Vatikan (online, 18.11.2017) die Tagung des Weltärztebundes in Rom. Kummer hat im Auftrag der Österreichischen Bischofskonferenz an der Vatikan-Konferenz teilgenommen. Wenn am Lebensende nicht mehr „alles zu machen“ ist, dann bleibe dennoch „viel zu tun“, unterstrich die Ethikerin in Hinblick auf die Aufgabe der Palliative Care.
Innerhalb des Weltärztebundes ortete Kummer einen „starken Widerstand von Seiten der Ärzte, sich als Helfershelfer instrumentalisieren zu lassen, um Patienten den Wunsch auf Tötung auf Verlangen oder assistierten Suizid zu erfüllen“. Aktive Sterbehilfe sei keine genuine Aufgabe des Arztes. „Tötung ist keine medizinische Therapie. Es gibt keine Indikation dafür.“
IMABE hat aus aktuellem Anlass die IMABE-Info Reduktion von Therapie und Ernährung bei Terminalpatienten überarbeitet und aktualisiert. Sie bietet eine wertvolle Hilfestellung für den klinischen Alltag angesichts komplexer Fälle am Lebensende.