Der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben hat die Vergabe des diesjährigen Nobelpreises für Medizin an den britischen Reproduktionsmediziner Robert Edwards scharf kritisiert, berichtet die FAZ (online, 04. 10. 2010). Für das Nobelpreiskomitee stellt die Entwicklung der IVF einen „monumentalen medizinischen Fortschritt“ dar mit dem „größten Nutzen für die Menschheit“, so das Komitee in seiner offiziellen Begründung. Bischof Ignacio Carrasco de Paula, Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, hält die Wahl von Edwards für „deplatziert“, Gründe dafür gäbe es angesichts der Entwicklung des Marktes für Fortpflanzung genug. Carrasco, selbst Mediziner, attestiert zwar Edwards hohen Forschergeist, er habe aber „die falsche Tür geöffnet“ (vgl. Domradio, online 04. 10. 2010). Die künstliche Befruchtung stelle keine wirkliche Lösung des Problems der Unfruchtbarkeit dar. Dass die IVF-Methode ethisch nicht rechtfertigbar ist, hielten Edwards seinerzeit auch der Nobelpreisträger James Watson und der jüdische Bioethiker Leon Kass vor. Kass argumentierte, das Verfahren von Edwards sei nicht therapeutisch - die Frauen würden auch nach der Behandlung steril bleiben, selbst wenn sie aufgrund der implantierten Embryonen ein Kind gebären würden. Und James Watson machte Edwards klar: „Sie können ihre Arbeit nur weiterführen, wenn Sie die Notwendigkeit von Infantiziden akzeptieren.“
„Es ist bedauerlich, dass das Nobelpreiskomitee in seiner Entscheidung die negativen Entwicklungen, die ohne die Vertechnisierung der Weitergabe des menschlichen Lebens undenkbar wären, übergangen hat“, kritisiert Susanne Kummer, stellvertretende Geschäftsführerin von IMABE. Dazu gehören u. a. die Herstellung und Lagerung von Millionen so genannter „übriggebliebener“ tief gefrorener Embryonen, das Problem der Leihmutterschaft, die Produktion von Kindern auf Bestellung, der - inzwischen auch via Internet - international organisierter Eizellenhandel, die Selektion von Embryonen sowie der Anspruch des Rechts auf ein gesundes Kind.