Fast jede zweite Frau erkrankt nach einer Abtreibung psychisch. Das ist das Ergebnis einer im Journal of Child Psychology and Psychiatry veröffentlichten Studie (2006, 47: 1, 16-24). Der enge Konnex zwischen Depressionen, Angstzuständen, Suizidgefährdung Suchtverhalten und einer Abtreibung war selbst für die Autoren überraschend. Aus einer Gruppe von 1265 Mädchen der neuseeländischen Stadt Christchurch, die seit ihrer Geburt im Jahre 1977 beobachtet wurden, wurden 41 Prozent der Mädchen bis zum Alter von 25 Jahren schwanger. 14,6 Prozent ließen ihr Kind abtreiben. Von jenen 90 Frauen, die eine Abtreibung vornehmen ließen, entwickelte 42 Prozent innerhalb der nächsten vier Jahre eine schwere Depression. Auch der Drogen- und Alkoholmissbrauch stieg bei dieser Gruppe von Frauen signifikant an. Diese Verhaltensweisen und Erkrankungen könnten auf keine früheren Erlebnisse zurückgeführt werden, betont Studienleiter David M. Fergusson von der Universität von Otago (Department Christchurch Health and Development Study). Der familiäre Background, die eigene Kindheit, sexuelle Erfahrung und Missbrauch sowie andere Faktoren, die die psychische Gesundheit beeinflussen (Alkohol- oder Drogenkonsum), wurden konstant in den Lebensläufen der Frauen mitberücksichtigt.
Für Fergusson, der sich selbst als Atheist bezeichnet und kein Abtreibungsgegner ist, waren die Ergebnisse der Studie erschreckend. Die Ansicht, wonach eine Abtreibung für eine Frau kaum psychische Nebenwirkungen hätte, könne nach dieser bisher umfassendsten Untersuchung nicht mehr gehalten werden, so Fergusson. Bei einer Abtreibung handle sich um ein „traumatisches Ereignis“. Es sei „ein Skandal“, dass die psychischen Folgen eines chirurgischen Eingriffs, der bei jeder zehnten Frau durchgeführt, kaum studiert und evaluiert würden. Fergusson tritt dafür ein, dass Gesundheitssysteme angesichts der Spätfolgen von Abtreibungen bei Frauen eine Kosten-Nutzen-Rechnung anstellen.