Nach 40 Jahren und 6,6 Millionen Abtreibungen in Großbritannien bricht das britische Royal College of Psychatrists ein Tabu: In ihrem Statement Position Statement onWomen’s Mental Health in Relation to Induced Abortion (14.3. 2008) warnen die Psychiater vor den psychischen Folgen, unter denen Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch leiden und fordern angesichts neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse eine systematische Aufarbeitung dieses Aspekts. Frauen, die eine Abtreibung vornehmen lassen wollen, sollten auch klar über mögliche Nebenwirkungen ihre mentale Gesundheit betreffend aufgeklärt werden. Damit wird erstmals von einer hochrangigen Ärztegesellschaft die seit Jahrzehnten vertretene These in Frage gestellt, wonach Frauen in jedem Fall mehr unter einer ungewollten Schwangerschaft leiden würden als unter einer Abtreibung. In Großbritannien werden laut einem Bericht der Sunday Times (online, 16. 03. 2008) mehr als 90 Prozent der jährlich 200.000 Abbrüche von Ärzten in der Meinung durchgeführt, dass die ungewollte Schwangerschaft eine größere Belastung für die Mutter bedeute als eine Abtreibung. Demgegenüber empfiehlt das Royal College of Psychiatrists eine Überarbeitung von Informationsblättern über Abtreibung, in denen auch Details über Risken wie Depression und Suchtgefahr beschrieben werden sollen. Mehrere Studien, darunter die vor zwei Jahren im Journal of Child Psychology and Psychiatry veröffentlichte Studie (vgl. Imabe-Newsletter Jänner 2006), kamen zu dem Schluss, dass Abtreibung bei jungen Frauen ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen bedeutete.
Bioethik aktuell
Schwangerschaftsabbruch: Ärzte fordern Aufklärung über psychische Folgen
Britische Psychiatrische Gesellschaft bricht mit ihrer offiziellen Erklärung ein Tabu
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