Bioethik aktuell

Medizinethik: Patienten sind keine Kunden und Ärzte keine Händler

US-Bioethiker Caplan sieht Arzt-Patienten-Beziehung durch Ökonomisierung gefährdet

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Medizinethik und ärztliche Professionalität sind durch Ökonomisierungstendenzen in Gefahr. Sie dürfen nicht durch eine Wirtschaftsethik und einen Geschäftsjargon ersetzt werden. Das betont der US-amerikanische Medizinethiker Arthur Caplan in Medscape (online, 21.8.2019). Caplan greift dabei Überlegungen aus einem im Fachjournal Health Affairs erschienenen kritischen Beitrag (Health Affairs Vol. 38, No. 3: Patients as Consumers https://doi.org/10.1377/hlthaff.2018.05019) zum Begriff der „verbraucherorientierten Gesundheitsversorgung“ auf.

Patienten sollten nicht als Verbraucher oder Kunden bezeichnet werden, stimmt Caplan zu. Ärzte würden sich sonst dadurch mehr und mehr als Händler oder Vertreter verstehen. Darunter würden aber „das professionelle Standing, der Respekt und die Autorität, die mit dem Beruf verbunden sind“, leiden, so der Professor für Bioethik am Langone Medical Center der New York University. Ärzte seien weder „Verkäufer“ noch „Anbieter“ und der Gesundheitssektor nicht marktwirtschaftlich orientiert.

Das Bild des Patienten als Verbraucher schließe Wahlfreiheit und Eigenaktivität ein. Man könne als Konsument am freien Markt Hotels recherchieren und vergleichen, bis man das für sich günstigste und beste Paket findet und bucht. Aber ein derartiges Verbraucherverhalten passe nicht in unser Gesundheitssystem. „Wenn man von einem plötzlichen Gesundheitsproblem betroffen ist, hat man meist keine Zeit, Erkundigungen einzuholen und sich alles erst einmal anzuschauen, um zu sehen, welcher Orthopäde oder Diabetologe der Beste ist.“ Außerdem sind Patienten nach Caplan „viel verletzlicher und abhängiger als Verbraucher im Konsumbereich: „Eine Notaufnahme ist kein Ort, wo man mal online shoppen geht“. Die Entwicklung, wonach Krankenhäuser sich mit Marketingstrategien immer mehr in eine Art „Hotel“ verwandeln sollen, betrachtet der Ethiker mit Sorge. „Krankenhäuser sollten zu Orten werden, an denen die Infektionsraten niedrig und die Behandlungen effizient sind. Und wo die Menschen sich wohl fühlen.“

Der Deutsche Ärztetag hatte in einer Resolution 2016 gefordert, dass das „Patientenwohl ethischer Maßstab für das Krankenhaus sein“ müsse. Er verlangte auch einen „Paradigmenwechsel“, denn: Ein Patient sei kein „pauschalierter Behandlungsfall“ (vgl. Bioethik aktuell, 27.6.2016).

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