Kanada hat als erste Industrienation Marihuana für den Freizeitkonsum legalisiert. Die kanadische Regierung hat 120 Lizenzen zum Anbau von Cannabispflanzen an Unternehmen vergeben. Aus den Blüten und dem Harz dieser Pflanzen wird Marihuana bzw. Haschisch gewonnen. Kanadischen Staatsbürgern ab 18 Jahren - in manchen Bundesstaaten liegt die Altersgrenze bei 19 Jahren - ist es künftig erlaubt, per Online-Bestellung oder in autorisierten Geschäften ein Gramm Haschisch für etwa zehn kanadische Dollar (4,30 Euro) zu kaufen. Der persönliche Besitz ist auf 30 Gramm beschränkt (vgl. Spiegel, online, 18.10.2018).
Gefeiert wurde die Legalisierung vor allem an der Börse in Toronto: Marktführer Canopy Growth legte in nur einem Jahr um 448 Prozent an Wert zu und wurde zuletzt mit 13,88 Milliarden Dollar bewertet. Produzenten und Berater erwarten eine enorme Ausweitung des legalen Konsums und haben entsprechende Vorbereitungen getroffen: Sowohl Canopy Growth als auch Aurora Cannabis, die zugleich die größten Unternehmen in diesem Sektor überhaupt sind, haben ihre Anbauflächen in Gewächshäusern mehr als verdoppelt. In der Branche wird damit gerechnet, dass das jährliche Marktvolumen für das legal als Genussmittel verkaufte Marihuana fünf Milliarden US-Dollar oder mehr erreichen könnte. Auch Pharmaunternehmen, Getränkehersteller und Kosmetikfirmen wollen ihr Kuchenstück und tüfteln an neuen Produkten, berichtet das Deutsche Ärzteblatt (online, 17.10.2018). Der Getränkeriese Coca-Cola etwa überlegt, seine Produkte mit Cannabinoiden zu versehen, auch Bierproduzenten wollen mit Cannabis versetzte Sorten auf den Markt bringen.
Neben Zustimmung löste die politische Entscheidung einer Cannabis-Freigabe auch Kritik aus. Die kanadische Ärztekammer CMA hatte die Gesetzgebung als „landesweites, unkontrolliertes Experiment“ bezeichnet. Umfassende Studien haben in den vergangenen 20 Jahren gezeigt, dass Cannabis alles andere als harmlos ist. Die Droge macht sehr schnell abhängig, kann Depressionen, Psychosen und andere schwere psychische Erkrankungen auslösen und bahnt den Weg zu harten Drogen (vgl. Bioethik aktuell, 5.5.2015).
Die Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie hat sich angesichts zahlreicher Studien, die gesundheitsschädigende Wirkungen des Cannabiskonsums aufzeigen, klar gegen eine Legalisierung von Cannabis ausgesprochen (vgl. Bioethik aktuell, 8.5.2017). Kurosch Yazdi, Leiter der Klinik für Psychiatrie mit Schwerpunkt Suchtmedizin des Kepler Universitätsklinikums Linz warnt vor heutigen Cannabis-Pflanzen. In der EU sei heute Hanf mit zehn bis 15 Prozent THC im Umlauf, in den USA mit bis zu 38 Prozent, so Yazdi. Züchter hätten den THC-Gehalt laufend erhöht, womit er zehnmal höher sei als vor 30 oder 40 Jahren (vgl. Bioethik aktuell, 15.1.2018).