Bioethik aktuell

Abtreibung: Statistik und Motivforschung sind längst fällig

Österreichische Bischöfe fordern Maßnahmen zu effektiven Senkung der Abtreibungen

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Nach Einführung der „Fristenregelung“ in Österreich vor knapp 35 Jahren fehlen die damals versprochenen „flankierenden Maßnahmen“ noch immer. Im Jahr 1973 sagte der damalige SP-Justizminister Christian Broda, es ginge "in erster Linie um die Senkung der Zahl der Schwangerschaftsabbrüche". Doch das scheint die SPÖ heute vergessen zu haben. Nur so ist der laute Aufschrei zu verstehen, als VP-Familienstaatssekretärin Christine Marek eine jährliche Bundesstatistik zu Schwangerschaftsabbrüchen forderte (vgl. Kurier, online, 09. 11. 2009). Österreich zähle neben Portugal und Luxemburg zu den einzigen Ländern, die über kein fundiertes Datenmaterial aufgrund einer nationalen Erhebung verfügen, so Marek. Im Vorjahr seien hierzulande rund 78.000 Kinder geboren worden; die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche liege Schätzungen zufolge zwischen 30.000 und 40.000: „Das heißt, dass zumindest jedes dritte Kind in Österreich nicht geboren wird“, erklärte die Staatssekretärin. Mit einer Bundesstatistik würde nicht nur „verlässliches Zahlenmaterial“ zur Verfügung stehen, sondern es könnten auch Gründe und Motive für einen Schwangerschaftsabbruch erfasst werden. Marek appellierte an Gesundheitsminister Alois Stöger, „rasch die gesetzlichen Grundlagen dafür zu schaffen“.

Doch der SP-Gesundheitsminister hält nichts von Bundesstatistiken über Schwangerschaftsabbrüche. Es handle sich bei Abtreibungen um „sehr individuelle Entscheidungen“, es habe auch „keinen Sinn“, über etwaige Beweggründe eine Statistik zu führen, meint er. Stattdessen setze man im Gesundheitsministerium auf Prävention, um ungewollte Schwangerschaften zu verhindern.

Begrüßt wurde Mareks Vorschlag von „Familien-Bischof“ Klaus Küng und der Österreichischen Bischofskonferenz. „Solch eine Studie ist ein wichtiger, notwendiger Schritt, das Schweigen zum Drama der Abtreibung zu durchbrechen und jene Hilfen zu suchen, die den wahren Bedürfnissen der Schwangeren in Not entsprechen“, heißt es in der Erklärung der Bischöfe zum Abschluss ihrer Herbstvollversammlung, wie Kathpress berichtet (online, 13. 11. 2009) Die Kirche in Österreich werde nie aufhören zu fordern, dass menschliches Leben von seinem Beginn an den vollen Schutz der österreichischen Rechtsordnung genießen muss. Eine Unterschriftenaktion gegen die rezeptfreie Abgabe der „Pille danach“ in Österreich findet sich unter: www.frauen-schuetzen.at

Institut für Medizinische
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