Lässt sich der Mensch verbessern? Transhumanismus, Enhancement und das menschliche Glück

Imago Hominis (2023); 30(2): 079 – 088
Thomas Fuchs

Zusammenfassung

Der Beitrag unternimmt eine Kritik gegenwärtig vertretener transhumanistischer Positionen in zwei Schritten: 1) Die Forderung nach einer grundlegenden Verbesserung der menschlichen Natur trifft auf typische Optimierungskonflikte: Jede vermeintliche Verbesserung bringt nämlich die evolutionär herausgebildeten Proportionen der menschlichen Vermögen aus dem Gleichgewicht, wie an verschiedenen Beispielen des Enhancement gezeigt wird. 2) Die Idee einer Neugestaltung der biologischen Natur des Menschen ist aber auch grundsätzlich selbstwidersprüchlich. Denn die Vorstellungen vom Guten oder „Optimalen“, dem diese Umgestaltung letztlich dienen soll, sind ohne die verkörperte Naturbasis nicht mehr sinnvoll formulierbar.

Schlüsselwörter: Transhumanismus, Enhancement, Optimierung, Kognition

Abstract

The article undertakes a critique of currently held transhumanist positions by making two points: (1) The demand for a fundamental improvement of human nature encounters typical optimization conflicts – namely, that every supposed improvement unbalances the evolutionarily formed proportions of human capabilities (as is shown through various examples of human enhancements). (2) The idea of a redesigning the biological nature of human beings is also fundamentally self-contradictory, for the idea of what is good or “optimal” – which such reshaping is ultimately supposed to serve – can no longer be meaningfully formulated without the embodied basis of nature.

Keywords: transhumanism, enhancement, optimization, cognition

Anschrift des Autors:

Univ.-Prof. DDr. Thomas Fuchs
Karl-Jaspers-Professor für Philosophie und Psychiatrie
Psychiatrische Universitätsklinik
Voßstr. 4, D-69115 Heidelberg
thomas.fuchs(at)urz.uni-heidelberg.de

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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