Bioethik Aktuell

Medizinstudium: Angehende Ärzte wünschen sich bessere Ausbildung in Ethik und Recht

Salzburger Bioethik-Dialoge bieten in Kooperation mit IMABE erstmals das Format "Young Bioethics" an

Lesezeit: 02:55 Minuten

Jung-Mediziner haben Angst davor, in ihrem zukünftigen Berufsleben in ethische und moralische Dilemmata zu geraten. Das zeigt eine kürzlich veröffentlichte Erhebung der Medizinischen Universität Wien. Insbesondere zu Fragen am Lebensende sollte der Ethikunterricht verbessert werden.

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Mehr als 90 Prozent der Studierenden an der Medizinischen Universität Wien wünschen sich eine stärkere Betonung von Ethik und Moral in der medizinischen Ausbildung. Das geht aus einer Studie hervor, die kürzlich in der Wiener Klinischen Wochenschrift (2024; 136:129–136 https://doi.org/10.1007/s00508-022-02127-7) veröffentlicht wurde. Die Bedeutung der Bioethik als integraler Bestandteil der medizinischen Ausbildung müsse demnach einen neuen Stellenwert im Curriculum bekommen, so Studienleiter Lorenz Faihs vom Ludwig Boltzmann Institut für Traumatologie in Wien.

Ärzte sollten besser auf ethische schwierige Entscheidungen vorbereitet werden

Ausgangspunkt der Online-Erhebung, die 2021 unter 662 Medizinstudenten der MedUniWien durchgeführt wurde, war die Erfahrung Coronavirus-Pandemie 2019. Ärzte standen angesichts knapper Ressourcen und begrenzter Kenntnisse über die Krankheit vor schwierigen Entscheidungen - oft im Widerspruch zu ihren persönlichen ethischen und moralischen Grundsätzen. Damit wurde ihre berufliche Integrität ausgehöhlt (Bioethik aktuell, 3.10.2022).

Wie können jene, die in Gesundheitsberufen tätig sind, besser auf ethisch schwierige Entscheidungen und moralisch belastende Situationen vorbereitet werden? Dazu wollte die Online-Erhebung die Erfahrungen, Wünsche und Bedürfnisse der Medizinstudenten eruieren.  

66 Prozent der Studenten haben Angst vor ethischen Dilemmata

In der Umfrage gaben 66 Prozent der Studierenden an, Angst davor zu haben, in ihrem künftigen Berufsleben mit ethischen und moralischen Dilemmata konfrontiert zu werden. 55 Prozent beklagten, dass sie im Medizinstudium nicht ausreichend darauf vorbereitet werden, ethisch und rechtlich kompetent Entscheidungen im klinischen Alltag zu treffen. Zur Einordnung: An der Medizinischen Universität Wien sind derzeit 12 Stunden Ethikunterricht während des gesamten Studiums vorgesehen. Besondere Unterstützung brauchen die angehenden Ärzte und Ärztinnen in Fragen zur Behandlung am Lebensende.

Mangelndes ethisches Wissen hemmt Entscheidungen

Ängste in Zusammenhang mit Fragen am Lebensende und Entscheidungen in Konfliktsituationen können eine Überforderung darstellen, wenn es an ethischer Ausbildung fehlt.  Das Zögern und die mangelnde Fähigkeit einiger Ärzte, Entscheidungen zu treffen, sei auch darauf zurückzuführen, dass sie rechtliche Konsequenzen fürchten. Juristische Fortbildungen sollten daher ebenfalls ein obligatorischer Bestandteil des Curriculums jeder medizinischen Fakultät sein, um den zukünftigen Ärzten die notwendigen Fähigkeiten zu vermitteln, in schwierigen Situationen Entscheidungen zu treffen, so die Studienautoren.

Ethikunterricht in der Medizin: Fallberichte sind am beliebtesten

Die Ergebnisse der Untersuchung sollen dazu beitragen, die Bedürfnisse, Wünsche und Ängste der Studierenden im Hinblick auf ihr zukünftiges Berufsleben zu verstehen und den Ethikunterricht in der medizinischen Ausbildung zu verbessern, indem die Ergebnisse in die medizinischen Curricula implementiert werden, resümiert Studienleiter Faihs.

Ethik und Moral lassen sich dabei auf unterschiedliche Weise in den Lehrplan integrieren. So wünschten sich die  Wiener Studienteilnehmer einen intensiveren Ethikunterricht, insbesondere im Rahmen von Fallberichten (70,7%), Diskussionen (62,5%) und Seminaren in Studiengruppen (59%).

Salzburger Bioethik Dialoge 2024 bieten erstmals "Young Bioethics" an

Die 4. Salzburger Bioethik Dialoge 2024 am 11./12.10.2024 an der Universität Salzburg widmen sich dem Thema „Zwischen Leben und Tod - Grenzentscheidungen in der Medizin“.

Im Vorfeld veranstaltet das Salzburger Ärzteforum in Kooperation mit IMABE erstmals unter dem Titel YOUNG BIOETHICS eine Pre-Conference. Zielgruppe sind Studierende und Young Professionals (<35 Jahre, Jg. 1989) im Bereich von Medizin und Pflege und anderer Gesundheitsberufe. In interaktiven Workshops und praxisnahen Fallbesprechungen werden folgende Themen behandelt: 

  • Fundamente: Warum ist Ethik in den Gesundheitsberufen so wichtig?

  • Reflexion: Was ist eine ethische Konfliktsituation?

  • Praxis: Wie lassen sich ethisch schwierige Situationen im Behandlungsalltag bewältigen?

Geleitet wird die Pre-Conference von der Ethikerin Susanne Kummer (Direktorin IMABE, Wien) und der Ärztin Notburga Auner (Schwerpunk Palliativ und Schmerzbehandlung, KH Elisabethinen, Graz). Hier zu näheren Informationen und Anmeldung.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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