Frauen, die mit Eizellenspende im Rahmen einer In-vitro-Fertilisation (IVF) schwanger werden, haben signifikant häufigere Komplikationen als bei ihrer spontan empfangenen Schwangerschaft. Sie litten häufiger unter Schwangerschaftsdiabetes und -bluthochdruck, erhöht waren auch das Risiko einer Fehllage des Mutterkuchens (Placenta previa) sowie der Antibiotika-Bedarf während der Geburt. Die genetisch fremden IVF-Kinder zeigten signifikant höhere gesundheitliche Risiken im Vergleich zu ihren eigenen Kindern, also jenen, die die Frauen auf natürlichem Weg empfangen hatten. Das ist das Ergebnis einer in Fertility and Sterility (DOI: https://doi.org/10.1016/j.fertnstert.2017.09.014, Dezember 2017; 108(6): 993-998) publizierten Studie.
Die retrospektive Studie ist insofern einzigartig, als sie erstmals direkt miteinander die Daten von Frauen hinsichtlich des Verlaufs der Schwangerschaft und der Geburten verglich, die sowohl genetisch eigene Kinder zur Welt gebracht hatten als auch - in diesem Fall als Leihmütter - genetisch fremde Kinder. Die Reproduktionsmedizinerin Irene Woo vom LAC-USC Women & Childrens Hospital in Los Angeles und ihr Team untersuchten 124 Frauen und deren insgesamt 494 Schwangerschaften in Zusammenarbeit mit zwei großen Leihmutterschaftsagenturen in Kalifornien (312 spontane und 182 Leihmutterschaft-Schwangerschaften). Die Frauen waren zum Zeitpunkt der Leihmutterschaft-Schwangerschaft im Schnitt 33 Jahre alt und hatten alle schon eine Lebendgeburt eines eigenen Kindes hinter sich.
Das Ergebnis fällt eindeutig zu Lasten der Schwangerschaft nach IVF mit genetisch fremden Kinder aus: Nicht nur die Frauen, auch die Neugeborenen per Eizellenspende und Leihmutterschaft wiesen häufiger gesundheitliche Risiken auf als die von derselben Frau geborenen spontan empfangenen Kinder: Sie waren im Durchschnitt bei der Geburt um 105 g leichter, es gab mehr Frühgeburten (10,7% vs. 3,1%), die Zwillingsrate und die damit verbundenen Risiken waren erheblich höher (33% vs. 1%) wie auch die Komplikationen bei der Geburt selbst.
Für die Autoren gibt das Ergebnis dieses direkten Vergleichs Hinweise, dass das IVF-Verfahren selbst samt Eizellenspende die Embryonenqualität und/oder die Bildung des Mutterkuchens und damit die Gesundheit des Kindes und der austragenden Frau negativ beeinflusst. Die schädigenden Auswirkungen könnten selbst bei einer nachweislich gesunden Gebärmutterumgebung nicht vermieden werden.
„Dass die künstliche Befruchtung, insbesondere jene mit Eizellenspende, als solche für erhebliche Gesundheitsrisiken bei Mutter und Kind verantwortlich ist, sollte uns zu denken geben. Dieser Faktor lässt sich nicht mehr leugnen und wirft ethische Fragen auf“, betont die Wiener Ethikerin Susanne Kummer. Schätzungen zufolge leben heute weltweit rund 5 Millionen Menschen, die nach künstlicher Befruchtung geboren worden sind. Allerdings: „Die Langzeitfolgen für die nach IVF geborenen Kinder, nach Eizellspende oder nach Leihmutterschaft, sind immer noch zu wenig erforscht“, betont die IMABE-Geschäftsführerin (vgl. Bioethik aktuell, 27.6.2016). Angesichts des aggressiven Marktes von Kliniken, die mit Partneragenturen billige Eizellenspenden oder Angebote mit Leihmüttern vermitteln, brauche es Redlichkeit in der Erhebung und Verfügbarmachung von Daten, so Kummer. „Leider zählen wir auch in Österreich da noch zu den Schlusslichtern“, kritisiert Kummer in Hinblick auf den hiesigen IVF-Report, der viele kritische Fragen ausblendet (vgl. Bioethik aktuell, 20.6.2017).
Laut einer jüngsten Prognose, veröffentlicht in Reproductive Biomedicine Online (April 2018; 36(4): 455-458), werden im Jahr 2100 fast 400 Millionen Menschen dank assistierter Reproduktionstechnologien (ART) leben. Diese Zahl, die drei Prozent der prognostizierten Weltbevölkerung ausmachen würde, umfasst nicht nur IVF-Kinder, sondern auch deren Nachkommen.