In Indien sind bereits mehrere Frauen nach Leihmutterschaft gestorben, nun wurde auch ein Fall in den USA publik, berichtet The Huffington Post (online, 16.10.2015). Die 34-Jährige Brooke Lee Brown aus dem Bundesstaat Idaho war bereits zum vierten Mal Leihmutter, diesmal im Auftrag eines spanischen Paares. Sie starb Anfang Oktober 2015 bei der Geburt von Zwillingen aufgrund einer Plazentaablösung. Auch die Zwillinge starben.
Leihmutterschaft ist in zahlreichen Ländern verboten. In Europa entwickelt sich gerade Griechenland zum neuen Eldorado der Leihmutterschaft. Nur Großbritannien und Rumänien erlauben sonst das umstrittene Verfahren, Estland erwägt derzeit eine Legalisierung (vgl. The Baltic Course, online, 19.10.2015).
Jennifer Lahl, Präsidentin des Center of Bioethics and Cultural Network (CBC), fordert angesichts der Bestrebungen des Gouverneurs von New York, kommerzielle Leihmutterschaft auf Druck von homosexuellen Paaren zu legalisieren, man dürfe „Frauen nicht wie Zuchttiere behandeln (New York Post, online, 19.10.2015). Das CBC ist Mitglied der Plattform Stop Surrogacy Now. Diese tritt für ein internationales Verbot der Leihmutterschaft ein. In Europa haben zahlreiche prominente Feministinnen, insbesondere aus Frankreich, die Petition unterstützt (vgl. Le Figaro, online, 14.5.2015).
Indien will den unkontrollierten Markt unterdessen in den Griff bekommen. Ausländern soll es in Zukunft verboten sein, ihr Kind von einer indischen Leihmutter austragen zu lassen. Die Regierung in Neu-Delhi arbeitet an einem Gesetz, wonach nur noch verheiratete, unfruchtbare indische Paare eine Leihmutter in Anspruch nehmen könnten, berichtet India Today (online, 28.10.2015). Das neue Gesetz soll in Zukunft auch verbieten, Embryonen aus dem Ausland für kommerzielle Leihmutterschaft zu importieren. Diese Möglichkeit hatte die Nachfrage der weitgehend ungeregelten Rent-a-Womb-Industrie in Indien seit 2013 steigen lassen. Nach dem Fall Gammy hatte auch Thailand 2015 die Leihmutterschaft für Ausländer verboten.
Führende indische Reproduktionsmediziner bangen nun offenbar um ihr Geschäft. Nanya Patel, die die Akanksha Infertility Clinic, eine der größten IVF-Kliniken des Landes inklusive Leihmutterschaftsagentur, leitet, spricht von „Diskriminierung gegenüber Ausländern“. „Es gibt keine Ausbeutung, es ist ein freiwillig geschlossener Vertrag zwischen Menschen gegen Geld. Was ist daran falsch?“ Für die Leihmutterschaftsvermittlung an eine der 100 Frauen, die sich in ihrer Obhut befinden, verlangt sie rund 28.000 US-Dollar - all inclusive. Ihre Kunden aus mehr als 34 Ländern kommen nach Indien, um dort bei einer Leihmutter das Kind in Auftrag zu geben, vor allem wegen der relativ billigen Preise. In den USA kostet ein Leihmutter-Kind mindestens 85.000 US-Dollar. Leihmutterschaft ist mit den rund 3.000 Wunschbabykliniken in Indien ein eigener Industriezweig. Die Kliniken schicken ihre Agenten in entlegene Dörfer, um Frauen anzuwerben. Vor allem arme Frauen, darunter Analphabetinnen, sichern damit den Lebensunterhalt für den Rest der Familie oder die Schulbildung für ihre eigenen Kinder. Über die Gesundheitsrisiken werden sie meist nicht informiert.