Bioethik aktuell

IMAGO HOMINIS: Personalisierte Medizin, Band 2

Experten beleuchten medizinische, ökonomische und ethische Fragen der maßgeschneiderten Medizin

Lesezeit: 02:09 Minuten

In die sog. „Personalisierte Medizin“ werden große Hoffnungen gesetzt. Die Herausforderung besteht darin, bei der Handhabung der Errungenschaften der personalisierten Medizin im Sinne einer „Präzisionsmedizin“ Fürsorge und Zuwendung nicht verkümmern zu lassen, sondern im Gegenteil bewusst zu pflegen. Andernfalls würde die sog. personalisierte Medizin genau das Gegenteil ihres Namens bewirken, nämlich die Depersonalisierung der Patienten. Diese und weitere Themen stehen nun in dem zweiten Band von Imago Hominis mit dem Schwerpunkt Personalisierte Medizin im Mittelpunkt (siehe Band 1, Imago Hominis 3/2019).

Christian Noe (Universität Wien) plädiert in seinem Beitrag für einen ganzheitlichen Ansatz der personalisierten Medizin. Eine individualisierte Therapie könnte dazu verleiten, die eigentliche personale Herausforderung der Arzt-Patient-Beziehung zu vernachlässigen. Auf der einen Seite steht eine Vielzahl persönlicher Daten bis hin zu Genvarianten mit möglicherweise schicksalhaften Folgen, auf der anderen Seite muss die Befindlichkeit eines Menschen in den Blick genommen werden. Wenn man das Beste für die Patienten will, so darf daraus kein „Entweder-Oder“ resultieren.

Der Internist Johannes Bonelli (IMABE, Wien) zeigt auf, was die Rede von der „Ärztlichen Kunst“ bedeutet. Sie ist mehr als ein rein fachspezifisches medizinisches Können. Kunst bedeutet gerade das intuitive Erfassen des Individuellen und damit des ganzen Menschen in seiner personalen Einzigartigkeit. Ärztliche Kunst reicht daher über das rein empirisch-technische „Können“ und „Wissen“ weit hinaus.

In den vergangenen zehn Jahren hat die Diagnostik in Form der Gendiagnostik eine rasante Ausweitung erfahren, die zum einen auf revolutionären neuen Erkenntnissen, zum anderen auf einem faszinierend neuen Methodenspektrum beruht. Der Molekularbiologe Theo Dingermann (Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main) beschäftigt sich mit den positiven Errungenschaften der Gendiagnostik. Dank ihr lassen sich nicht nur Krankheitsursachen viel genauer definieren, sondern auch Risikogruppen besser erfassen. Da sog. prädiktive Tests aber immer nur eine bestimmte Wahrscheinlichkeit vorhersagen können, sollte im Vorfeld der Testung immer nach der klinischen Nützlichkeit eines genetischen Tests gefragt werden.

Orphan-Drugs gelten als Paradebeispiel für die personalisierte Medizin. Der Mediziner Andreas van Egmond-Fröhlich (Preyer’sches Kinderspital SMZ-Süd, Wien) beschäftigt sich in seiner Analyse in erster Linie mit der Problematik überhöhter Preise und schlägt Lösungsmöglichkeiten zur Finanzierung der Behandlung seltener Erkrankungen vor.

Außerdem in dieser Ausgabe: Die Juristin Stephanie Merckens (IEF) analysiert das Aschermittwoch-Urteil zur Beihilfe zum Suizid des Deutschen Bundesverfassungsgerichtshofes (26.2.2020). Und die Corona-Krise verlangt danach, dass ethische Grundfragen gestellt werden – denn die nächste Pandemie kommt bestimmt. 15 ethische Fragezeichen zur Corona-Pandemie hat daher der Ökonom und Ethiker Enrique Prat (IMABE) formuliert – zum Weiter- und Nachdenken. 
Imago Hominis 2/2020: Personalierte Medizin II
 

Institut für Medizinische
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