Die personalisierte Medizin befindet sich in einer Phase rasanter Entwicklungen und weckt viele Hoffnungen und Erwartungen, angefangen von neuen Behandlungen, maßgeschneiderter Prävention, bis hin zu Kosteneinsparungen im Gesundheitssystem. Seit den medizinisch-technischen Fortschritten im Bereich der Genetik und Molekularbiologie ist es erklärtes Ziel, dem Patienten individuell oder kleineren Gruppen die richtige Therapie in der richtigen Dosis zum richtigen Zeitpunkt zukommen zu lassen. Krankheiten sollen maßgeschneidert und präzise behandelt werden. Daraus hat sich der Begriff Präzisionsmedizin entwickelt, der oft populärer als „personalisierte Medizin“ verwendet wird.
Neben den berechtigten Hoffnungen werfen die neuen Methoden auch viele Fragen auf: Wird diese Medizin noch finanziell leistbar sein? Wie sollen angesichts der großen Menge an komplexen Daten etwa in der Onkologie Entscheidungsprozesse im Rahmen der Präzisionsmedizin ablaufen? Welche rechtlichen Fragen ergeben sich im Zusammenhang mit einer individualisierten Medizin?
Welche weltanschaulichen Strömungen haben sich im Fahrwasser der neuen Technologie etabliert, die wie der Transhumanismus davon träumen, die biologischen Grenzen des Menschen zu überwinden und seine Fähigkeiten zu erweitern? Sollte sich der Ansatz einer „personalisierten Medizin“ nicht auch zu einem systemischen Konzept ausweiten, das den ganzen Menschen im Blick hat? Heißt personalisiert in Zukunft nur molekularbiologisch durchleuchtet oder personenzentrierte Medizin?
Diesen Fragen, die sich besonders an Naturwissenschaftler, Ärzte, Ethiker und Juristen richten, widmen sich zwei Schwerpunktausgaben von IMAGO HOMINIS. Der erste Band liegt nun unter dem Titel Personalisierte Medizin I (3/2019) vor.