Erstmals kamen in Deutschland zwei Kinder zur Welt, deren Mütter eine Gebärmutter transplantiert bekommen hatten. Die jeweiligen Großmütter waren die Spenderinnen. Umstritten ist, ob ein unerfüllter Kinderwunsch derart schwere Eingriffe rechtfertigt. Sowohl für die Spenderinnen bedeutet die Entfernung des Organs eine mehrstündige Operation, für die Empfängerinnen heißt eine Transplantation, dass die jungen Frauen konstant Immunsuppressiva einnehmen müssen, damit es zu keiner Abstoßungsreaktion kommt. Welche gesundheitliche Langzeitfolgen dies für die Kinder bedeutet, ist nicht klar.
Die österreichische Chirurgin Hildegunde Piza äußerte sich aufgrund der medizinischen Risiken für die Kinder kürzlich kritisch zum Verfahren der Gebärmutter-Transplantation (vgl. IMABE 01/2019). Claudia Bozzaro, Medizinethikerin an der Universität Freiburg, stellt vor allem die mangelnde Verhältnismäßigkeit zwischen den Risiken für die Spenderin und dem unerfüllten Kinderwunsch in Frage. Unfruchtbarkeit sei keine lebensbedrohliche Erkrankung. Im Unterschied zu anderen Transplantationen wie etwa von Herz, Leber oder Nieren gehe es bei Gebärmutterverpflanzungen nicht darum, das Leben der Empfänger zu retten oder zu verlängern. Die Schaden-Nutzen-Abwägung könne in diesem Fall keine ethische Legitimation für den Eingriff liefern, sagt Bozzaro gegenüber der Süddeutschen Zeitung (online, 23.5.2019) Sie hält die Uterus-Transplantation für „derart invasiv, risikoreich und sowohl ökonomisch als auch personell aufwendig“, dass es nicht plausibel sei, sie mit Verweis auf einen unerfüllten Kinderwunsch zu rechtfertigen. Offen ist auch, wer die Kosten des Eingriffs (Schätzungen liegen bei 50.000 Euro aufwärts) tragen soll und ob Krankenkassen - und damit die Solidargemeinschaft - verpflichtet werden können, für diese Kosten aufzukommen, zumal keine Krankheit mit Dringlichkeitswert vorliegt. Das erste Kind, das nach einer Gebärmuttertransplantation in Schweden geboren wurde, ist inzwischen fünf Jahre alt.
Die beiden deutschen Kinder kamen im März und Mai 2019 in Tübingen per Kaiserschnitt zur Welt. Beide Mütter (25 bzw. 26 Jahre alt) waren aufgrund des sog. Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndroms ohne Gebärmutter geboren worden. Die Spender-Großmütter hatten bereits die Wechseljahre überschritten. An den Gebärmutter-Transplantationen an der Universitätsfrauenklinik Tübingen waren auch Ärzte aus Göteborg um Mats Brännström beteiligt; sie hatten 2012 den ersten menschlichen Uterus verpflanzt.
Inzwischen sind weltweit 17 Kinder nach Uterus-Transplantationen geboren worden. Zuletzt machte die Geburt eines Kindes in Brasilien Schlagzeilen, deren Mutter die Gebärmutter von einer hirntoten Spenderin erhalten hatte. Die britische Human Fertilisation and Embryology Authority (HFEA) hat bereits zugesichert, dass es keine gesetzlichen Hürden gäbe, um auch Transfrauen - also biologischen Männern, die sich als Frauen fühlen - eine Gebärmuttertransplantation und künstliche Befruchtung zu ermöglichen.