Der chinesische Biophysiker He Jiankui ist für seine Genexperimente an Menschen zu drei Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von drei Millionen Yuan (rund 385.000 Euro) verurteilt worden, berichtete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua (online, 30.12.2019). Er und seine beiden Kollegen hätten nicht als Ärzte arbeiten dürfen und damit wissentlich gegen die Regeln und ethischen Prinzipien verstoßen, die in der Reproduktionsmedizin gelten um des persönlichen Ruhms und Vorteils willen, so die Begründung. Das umstrittene Experiment des chinesischen Forschers mit der Genmanipulation von Menschen hatte international scharfe Kritik ausgelöst und wurde von Wissenschaftlern als ethisch unvertretbar verurteilt.
He Jiankui hatte im November 2018 via Youtube die Geburt von genmanipulierten Zwillingsmädchen verkündet. Nach eigenen Angaben sei die DNA der Embryonen mit der Genschere CRISPR/Cas9 so verändert worden, dass die Kinder vor einer HIV-Infektion geschützt seien. Eine Analyse des MIT Technology Review (online, 3.12.2019) kommt jedoch zu dem Schluss, dass die Gentherapie alles andere als erfolgreich gewesen sei. He habe in seiner internen Darstellung gezeigt, dass er bei den Kindern nicht jene Mutation erzeugt habe, welche die Träger nachweislich immun gegen HIV macht, sondern nur eine Mutation, die dieser ähnlich sehe (vgl. NZZ, online, 4.12.2019).
Belege für den Nachweis des „Erfolges“ der „neuartigen Therapie“ würden ausbleiben, so die vier Experten, die die Manuskripte durchgesehen hatten. Seine Behauptung sei eine „unverhohlene Falschdarstellung der tatsächlichen Daten und kann nur mit einem Begriff beschrieben werden: absichtliche Lüge“, urteilt Fyodor Urnov, Genwissenschaftler an der University of California, Berkeley. Schwerwiegend sei auch die Tatsache, dass die genmanipulierten Kinder unkalkulierbaren Risiken ausgesetzt worden waren (Off-Target-Effekte). Die Eltern der Zwillinge blieben anonym - bis heute sind keine Details über den Gesundheitszustand der beiden Mädchen bekannt. He selbst ist aus der Öffentlichkeit verschwunden.
Die WHO hatte im Sommer 2019 einen vorläufigen internationalen Stopp von DNA-Eingriffen am menschlichen Embryo gefordert. CRISPR/Cas9-Experimente, die zur Geburt genetisch veränderter Babys führten, seien „unverantwortlich“ (vgl. IMABE 08/2019).