Ohne die unterstützende Wirkung des Placeboeffekts wären viele Medikamente weniger wirksam - eine Tatsache, die in der Medizin seit langem bekannt ist. US-Forscher fügen dem Placeboeffekt nun eine neue Note hinzu: Teure wirkstofflose Pillen wirken ihnen zufolge bei Patienten noch besser als billige. Das ist das Ergebnis einer im Journal of the American Medical Association (JAMA, 2008; 299: 1016-1017) veröffentlichten Studie. Das ließe auch den Schluss zu, dass auch richtige Medikamente effizienter sind, sobald sie mehr kosten, meinen der Verhaltensökonom Dan Ariely und seine Mitarbeiter von der Duke-Universität in Durham. Die Forscher hatten insgesamt 82 Versuchsteilnehmern leichte Elektroschocks verabreicht, um die individuelle Schmerzempfindlichkeit der Probanden zu bestimmen. Dann gaben sie allen Teilnehmern eine Tablette. Eine Gruppe erhielt ein vergleichsweise teures Placebo-Schmerzmittel, das die zugehörige Broschüre als neu zugelassenes Schmerzmedikament beschrieb. Die zweite Gruppe erhielt ein laut Broschüre preislich auf wenige Cent reduziertes Schmerzmittel. Die teure Placebo-Schmerztablette verhalf 85 Prozent der Teilnehmer zu einer Schmerzminderung. Die billige Tablette hingegen schaffte es nur, die Schmerzen von 61 Prozent der Probanden zu reduzieren. Angesichts des Ergebnisses müssten Mediziner sich die Frage stellen, wie sich billigere Präparate verschreiben lassen, ohne dass die Patienten deren Wirkung infrage stellten. Immerhin bestehe doch die Gefahr, dass das Preisschild die Wirksamkeit beeinflusse. Die Forscher vermuten, dass ein wenig Enthusiasmus der Ärzte den Therapieerfolg steigern und auch ein billiges Medikament aufwerten könnte. Über die ethische Frage der Nutzung des Placeboeffekts in der Therapie vgl. Notburga Auner, Placebogabe und ärztliches Ethos, Imago Hominis (2006); 13(3): 229-235.
Bioethik aktuell
Studie: Teure Placebos wirken besser als billige
Macht die Begeisterung des Arztes ein billiges, echtes Medikament wirksamer?
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