Teenager, die zu früh sexuell aktiv sind, neigen später eher zu delinquentem Verhalten. Jene, die „warten können“, gewinnen einen protektiven Faktor für ihre Persönlichkeitsentwicklung. Das ergab eine Langzeitstudie der Ohio State University, die im Journal of Youth and Adolescence (2007; 36(2): 141-152) publiziert wurde. Die Untersuchung fokussierte ihre Fragestellung auf den möglichen Zusammenhang zwischen frühreifem Sexualverhalten und späterem straffälligen Verhalten. Familiäres und soziales Umfeld, Alter, Geschlecht, Schulbildung usw. wurden konstant als Co-Faktoren möglicher Kriminalität mitberücksichtigt. Unter jenen 7.000 Jugendlichen, die überdurchschnittlich früh sexuell aktiv waren, ergab sich ein Jahr später eine signifikant 20-prozentig höhere Wahrscheinlichkeit, straffällig zu werden als bei Gleichaltrigen. Die Soziologen Stacy Amour und Dane Haynie ziehen den Schluss, dass Teenagern noch die psychische und emotionale Reife fehle, um verantwortungsvoll mit ihrer Sexualität umzugehen. Das nicht dem Alter entsprechende Sexualverhalten habe auch Auswirkungen auf ihr Verhalten in anderen Bereichen, so die Autoren.
Gratis-Kondom-Kampagnen in Schulen, wie unlängst in Wien vom Familienministerium gestartet, sind aus dieser Perspektive doppelt fragwürdig: zum einen, weil Teenagern nahe gebracht wird, sich ein Risikoverhalten als normalen Lebensstil anzueignen. Zum anderen, weil das Kondom als Wundermittel-Prävention so nicht funktioniert. Das zeigen schmerzliche Erfahrungen aus Afrika, von denen Europa lernen könnte: Simbabwe gehört zu den Ländern mit der weltweit höchsten Rate an HIV-Infizierten. Eine wesentliche Eindämmung der HIV-Infektionsrate war erst möglich, als (dank massiver Bildungsprojekte) ein geändertes Sexualverhalten unter Jugendlichen einsetzte: Die Zahl der „unverbindlichen Sexualkontakte“ nahm zwischen 1998 und 2003 stark ab (vgl. Artikel im Newsletter-Archiv). Kondome reduzieren die Ansteckungsgefahr, schließen sie aber nicht aus. Die HIV-Infektionsrate liegt je nach Gebrauch bei mindestens 15 Prozent (vgl. „The Facts About Condoms“ von TheMedicalInstitute).