Abtreibungen erhöhen bei nachfolgenden Schwangerschaften das Risiko für das Baby, zu früh und damit zu leichtgewichtig zur Welt zu kommen. Das zeigt eine Analyse der Universitäten Greifswald, Rostock und der TU München. Auch vorausgegangene Fehl- oder Totgeburten lassen Babys verfrüht zur Welt kommen. Die Mediziner werteten für ihre in der Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie veröffentlichten Studie (2008; 212: 5-12) rund eine Million Einlingsschwangerschaften der bundesweiten Perinatalerhebung von 1995 bis 2000 aus. Dabei verglichen sie über 800.000 nicht vorbelastete Mütter mit solchen, die eine oder mehrere Abtreibungen hinter sich hatten (52.000), eine Fehlgeburt erlitten hatten (117.000) oder ein totes Kind zur Welt gebracht hatten (3.000). Danach liegt die Frühgeborenenrate unvorbelasteter Mütter bei 7,6 Prozent. Nach einer erfolgten Abtreibung klettert sie jedoch auf 8,7, nach zwei und mehr Abbrüchen auf 10,1. Wo es zu zwei und mehr Fehlgeburten kam, lag die Rate bei 14,1 Prozent, nach einer Totgeburt bei 18,3 Prozent. Es bestehe weiterhin Bedarf für Forschung nach den „Auswirkungen der unterschiedlichen Abbruchmethoden“ und nach den zugrunde liegenden, „noch mangelhaft verstandenen pathophysiologischen Mechanismen“, betont Studienleiter Manfred Voigt vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Greifswald, berichtet Die Welt (online, 25. 02. 2008). Unklar sei, warum es zu dem erhöhten Risiko nach Abtreibungen kommt. Bei den Abbruchmethoden handelte es sich in der aktuellen Analyse ganz überwiegend um operative Methoden. Eine Vermutung der Ärzte zielt daher auf deren „posttraumatische“ Wirkung, etwa im Gebärmutterhals oder auch nachträgliche Infektionen. Eine Studie aus dem Jahr 2004 konnte bei der Frühgeburtenrate keinen Unterschied ausmachen zwischen medikamentösen und chirurgischen Abbrüchen. 2006 wurden in Deutschland knapp 60.000 Babys zu früh geboren. Damit kletterte die seit Jahren steigende Frühgeburtenrate und gleichzeitig die Rate Neugeborener, die weniger als 2500 Gramm wogen, auf neun Prozent. Knapp eine Milliarde Euro jährlich kostet die klinische Frühchen-Versorgung - nicht eingerechnet die Folgekosten.
Bioethik aktuell
Studie: Schwangerschaftsabbruch führt zu höherem Risiko für Frühgeburten
Mediziner fordern mehr Forschung nach Auswirkungen von Abbruchmethoden
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