Die Einstellung niedergelassener Mediziner zur elektronischen Krankenakte ist gespalten. Viele lehnen sie ab oder sind sehr zurückhaltend bis widerstrebend, auch in den USA. Dort sind nach einer größeren Umfrage von Catherine DesRoches vom Massachusetts General Hospital in Boston nur neun Prozent der niedergelassenen Ärzte mit einer Ordination zumindest teilweise auf die elektronische Datenverarbeitung umgestiegen, gerade einmal vier Prozent der 2.758 befragten Ärzte nutzen die technischen Möglichkeiten der elektronischen Krankenakte voll aus. Als Ursache für die geringe Akzeptanz geben die Ärzte vor allem wirtschaftliche Nachteile an, wie DesRoches im New England Journal of Medicine (2008; 359: 50-60) berichtet. Die Einführung des Systems sei kosten- und vor allem zeitintensiv. Niemand zahle den Verdienstausfall, der bei der Einarbeitung in das System entstehe. Das sind für mehr als die Hälfte der Ärzte Gründe, die Einführung erst einmal hintanzustellen, fasst das Deutsche Ärzteblatt (online, 19. 06. 2008) zusammen. Diejenigen allerdings, die ihre Tätigkeiten am Computer dokumentieren, berichten überwiegend positive Erfahrungen. Wer den Umstieg geschafft hat, war mit den elektronischen Krankenakten sehr zufrieden: Die Ärzte meinten, die Qualität ihrer klinischen Entscheidungen habe sich verbessert, sie bewerteten die Vereinfachung der Verlängerung von Rezepten positiv und meinten, dass sie weniger Fehler bei ihren Verordnungen machten. Etliche schätzen auch die Möglichkeiten der elektronischen Kommunikation mit den Patienten. In der öffentlichen Diskussion stehen weiterhin Fragen des Datenschutzes und der Datensicherheit im Vordergrund. Hacker könnten auf das System zugreifen, Viren es verseuchen, Staatsanwälte bei Patientenklagen schnell fündig werden. In der US-Befragung gaben jedoch weniger als 20 Prozent der Ärzte diese Gründe als wesentliche Barrieren gegen die Einführung der elektronischen Krankenakte an.
Bioethik aktuell
Studie: Kosten bremsen Ärzte bei Umstellung auf elektronische Krankenakte
Benutzer unter den US-Medizinern sehen allerdings viele Vorteile
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