Bioethik aktuell

Stammzellen: Anhörung über Regelung der Forschung mit ES-Zellen im deutschen Bundestag

Österreichischer Forscher Lukas Kenner rät Parlament von einer Gesetzesänderung ab

Lesezeit: 01:14 Minuten

Sieben Jahre nach dem umkämpften Stammzellenbeschluss des Deutschen Bundestages kehrte der Streit um die Embryonen ins Parlament zurück. In einer Anhörung des Bildungs- und Forschungsausschusses bewerteten 24 Forscher, Juristen und Ethiker die Erfahrungen mit dem Gesetz. Der Druck in Richtung einer Lockerung stieg vonseiten der Forscher. 2002 hatte das deutsche Parlament beschlossen, dass Forscher bei hoher Strafandrohung nur an solchen embryonalen Stammzellen arbeiten dürfen, die vor dem 01. 01. 2002 im Ausland hergestellt wurden („Stichtagsregelung“). Diese Regelung wird von den meisten Forschern scharf kritisiert. Als Referent bei der Expertenanhörung war auch der Krebsforscher Lukas Kenner, Professor für Klinische Pathologie an der Medizinischen Universität Wien und Leiter des Wiener Bioethik-Clubs (IMABE) geladen. Kenner lehnt eine Lockerung der bestehenden deutschen Gesetzeslage aus ethischer Sicht ab, führte aber auch wissenschaftliche Gründe ins Treffen: Statt Stammzellen aus Wegwerf-Embryonen zu gewinnen, sollte man auf ethisch unbedenkliche und wissenschaftlich viel versprechende Alternativen zurückgreifen, wie etwa die im Januar 2007 publizierte Gewinnung pluripotenter menschlicher Stammzellen aus dem Fruchtwasser (AFS), die aus Nabelschnurblut isolierten pluripotenten menschlichen Stammzellen (CBE) sowie Stammzellen aus dem Knochenmark. Außerdem habe die Entdeckung durch ein japanisches Forscherteam im Jahr 2006, dass nur vier Proteine für die Umwandlung von adulten Stammzellen in pluripotente Stammzellen verantwortlich seien, neue Wege in der Gewinnung der begehrten Zellen eröffnet. Die Stichtagsregelung bezeichnete Kenner als „ethisches Minimum“, das selbst eine problematische „Doppelmoral“ aufweise. Die ausführliche Stellungnahme unter: http://www.bundestag.de/ausschuesse/a18/anhoerungen/stammzellforschung/stellungnah men/193s.pdf

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
Unterstützt von: