Behinderte Embryonen sollten künftig nicht mehr straffrei abgetrieben werden dürfen. „Das wäre ein wichtiges Signal“, so die Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich, Luitgard Derschmidt in der Tageszeitung „Die Presse“ (7.2.06). Derschmidt fordert eine Novellierung des bestehenden Gesetzes. Seit Jahren stelle sie in Österreich einen Trend fest, dass man Behinderte „eher wieder ausmerzen will.“ Wie viele Abtreibungen es in Österreich gibt, weiß niemand, Schätzungen zufolge sind es jährlich 30.000 bis 80.000 Abtreibungen. Im Gegensatz zu Deutschland werden keine anonymen Statistiken geführt, es fehlen auch Datenerhebungen über die Gründe von Abtreibung. Bei drei Prozent der jährlich 72.000 Geburten werden Geburts- oder genetische Schäden festgestellt. Seit 1975 können Frauen laut Strafgesetz im Fall einer schweren geistigen oder körperlichen Behinderung des Kindes bis zum 9. Monat abtreiben lassen. Schon der Verdacht auf eine „schwere Schädigung“ reiche aus. Inzwischen würden manche Frauen selbst dann eine Spätabtreibung verlangen, wenn ihr Kind mit einer Hasenscharte, also einer Lippen-, Kiefer- oder Gaumenspalte, auf die Welt käme, kritisiert Derschmidt. Die EU hat kürzlich ein europaweites Forschungsprojekt über die Auswirkungen von vorgeburtlicher Diagnostik auf Frauen und ihre Partner gestartet, koordiniert von der Universität Kassel. Für das auf drei Jahre angelegte Forschungsvorhaben werden 1,2 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, teilte Projektleiterin Marianne Leuzinger-Bohleber laut einem Bericht des „Deutschen Ärzteblatts“ (3.2.06) mit. Ziel des Projekts ist es unter anderem, die Praxis der vorgeburtlichen Diagnostik in den beteiligten Ländern zu untersuchen und die Beratungsmöglichkeiten zu verbessern. Festgestellt werden soll unter anderem, ob es einen generellen Trend gibt, Frauen zu vorgeburtlichen Untersuchungen zu drängen, um dem Anspruch auf ein perfektes Baby gerecht zu werden.
Bioethik aktuell
Spätabtreibung von Behinderten soll eingeschränkt werden
EU startet Forschungsprojekt über die Auswirkungen vorgeburtlicher Diagnostik
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