Im Gesundheitssystem könnten beträchtliche Summen gespart werden. Das zeigt der aktuelle OECD-Report Health at a Glance 2017. Österreich gab im Jahr 2015 5.227 Euro pro Kopf für das Gesundheitswesen aus, das sind 10,4 Prozent des BIP, womit das österreichische System zu den teuersten in der EU gehört. Der OECD-Schnitt liegt bei 4.003 Euro pro Kopf und neun Prozent des BIP.
Kostenintensiv ist das österreichische System vor allem wegen seiner starken Fokussierung auf Spitäler, zu viele Spitalsbetten, zu lange stationäre Aufenthalte sowie nicht notwendige Untersuchungen und Operationen. Dieses Problem zeigt die OECD schon länger auf, allerdings ändert sich wenig, da das System zersplittert ist und zu viele verschiedene Interessenvertreter beteiligt sind.
So gab es laut OECD für die Akutversorgung in Österreich 7,6 Betten je 1.000 Einwohner (in der EU liegt Österreich damit am 2. Platz hinter Deutschland), im OECD-Durchschnitt waren es nur 4,7 Betten. Und die Österreicher liegen offenbar auch oft in diesen Betten: So bringt die Zahl von 256 Krankenhausaufenthalten (gelistet als „Entlassungen“) pro 1.000 Einwohner den absoluten Spitzenplatz, haarscharf vor Deutschland mit 255. Der OECD-Schnitt liegt mit 156 weit darunter. . Die aktuellen OECD-Zahlen relativieren auch den vielbeschworenen Ärztemangel: Nach Griechenland hat Österreich die weltweit höchste Ärztedichte mit 5,1 Ärzten pro 1.000 Einwohner, der OECD-Schnitt liegt bei 3,3.
Sorgenkinder bleiben hierzulande weiterhin das Rauchen und der Alkoholkonsum. Beim Alkoholkonsum nimmt Österreich innerhalb der OECD-Länder weiterhin hinter Litauen und Belgien mit dem dritten Platz eine unrühmliche Spitzenreiterposition ein: So trinkt jeder Österreicher im Schnitt 12,3 Liter puren Alkohol pro Jahr. Die Zahl ist zwar seit 2000 leicht gesunken, in Ländern wie Deutschland, Irland und Dänemark war der Rückwärtstrend aber deutlich stärker. Der OECD-Schnitt liegt bei neun Litern pro Jahr.
International ist der Raucheranteil seit 2000 um 6,6 Prozentpunkte gesunken - nur nicht in Österreich: Im Jahr 2014 rauchte ein Viertel der Erwachsenen täglich (24 Prozent), eine Quote, die sich seit 1997 nicht verändert hat. Der OECD-Schnitt liegt bei 18 Prozent. Österreich gehört zu den Ländern mit der höchsten Rate an rauchenden Frauen (über 20 Prozent). Rund 14.000 Menschen sterben in Österreich jährlich an den Folgen des Rauchens.
In den OECD-Zahlen zeigt sich der Effekt strenger Nichtrauchergesetze, wie sie europaweit üblich sind. „Die Rauchverbote könnten in Österreich viel strenger sein“, mahnt die OECD dementsprechend in einer länderspezifischen Kurzzusammenfassung (vgl. Health at a Glance 2017 Austria).
Die häufigsten Todesursachen in den OECD-Ländern sind Herz-, Kreislauferkrankungen und Krebs. Bei beiden Krankheitsbildern ist die Sterblichkeitsrate aber seit 1990 deutlich gesunken. Die gute Nachricht: Die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt ist in Österreich mit 81,3 Jahren höher als im EU-Schnitt (80,6), auch wenn in Spanien, Italien und Frankreich die Lebenserwartung um mehr als ein Jahr höher liegt. Allerdings: Der Gesundheitszustand im Alter ist schlechter als im EU-Durchschnitt. Nach dem 65. Geburtstag können die Österreicher mit noch acht Jahren ohne gesundheitliche Einschränkungen rechnen; das sind etwa eineinhalb Jahre weniger als im EU-Schnitt (vgl. Kurier, online, 23.11.2017).