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Kritik von Feministinnen: UN-Position zu Leihmutterschaft und Transgender ist frauenfeindlich

UN Women vertrete fragwürdige Positionen und sei nicht länger daran interessiert, die Rechte der Frauen zu schützen

Lesezeit: 04:15 Minuten

Knapp 25 Jahre nach der UN-Weltfrauenkonferenz in Peking im Jahr 1995 treten feministische Verbände öffentlich gegen die UNO auf. Das ist bemerkenswert. Offenbar ist das, was als Befreiungsprojekt für Frauen verkauft wurde, in eine Neuauflage von Frauenunterdrückung gekippt. Insbesondere wird die Verharmlosung von Leihmutterschaft sowie Transgender-Behandlungen bei Kinder und Jugendlichen kritisiert.

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Internationale Verbände von Feministinnen fühlen nicht mehr durch die Vereinten Nationen (UNO) vertreten. Sie kritisieren scharf, dass sich die für Frauenrechte zuständige UN-Agentur „UN Women“ für Leihmutterschaft ausgesprochen hat und sie als Teil einer „umfassenden Familienplanung“ bezeichnet. Außerdem wehren sich die Feministinnen dagegen, von der UN-Agentur als „rechtsextrem“ bezeichnet zu werden, nur weil sie ein propagiertes Konzept von „Geschlechtsidentität“ ablehnen, das rein auf subjektives Empfinden zurückgeht, ohne auf biologische Grundlagen Rücksicht zu nehmen („LGBTQIA+-Rechte“).

Männer reklamieren für sich Frauenrechte und Weiblichkeit

„Die unerbittliche Propaganda von UN Women verlangt, dass sich Frauenrechtsorganisationen den Forderungen der Männer nach Anerkennung ihrer „Weiblichkeit“ unterwerfen, was einmal mehr beweist, dass UN Women nicht länger daran interessiert ist, die Rechte der Frauen zu schützen und voranzutreiben. UN Women ist heute ein Werkzeug des Patriarchats und unterdrückt aktiv Frauen“, kontern die feministischen Verbände scharf.

Statt die Rechte der Frauen zu unterstützen, würde sich die UN in den Dienst der Anliegen einer neu erklärten Gruppe stellen, "deren Hauptziel es ist, Frauenrechte für Männer einzufordern“, heißt es in dem offenen Brief an die UNO (13.8.2024), unterzeichnet von der Women's Liberation Front, die Women's Declaration International, RadFem Italia und anderen verbündeten Gruppen.

Nur eine Frau ist eine Frau

Frauen hätten das Recht, für ihre Rechte und jene von Kindern, Schwulen und Lesben einzutreten. „Uns dafür als ‚hasserfüllt‘ zu bezeichnen, ist nur patriarchale Unterdrückung in einer neuen Spielart“ so die Unterzeichnerinnen. Was UN Women als „LGBTQIA+-Rechte“ bezeichne, sei weit davon entfernt, die Rechte von LGB-Menschen zu repräsentieren.

Im Kern handle es sich stattdessen um die Forderungen von Männern, die Rechte anderer Gruppen zu zerstören, etwas wenn sie als „Transfrauen“ deklarieren und in Räume eindringen, die ausschließlich Frauen vorbehalten sind; wenn sie im Frauensport gegen Frauen antreten oder sich auf Frauengefängnisse verlegten lassen und dem Vorwurf sexueller Gewalt entgehen.

Transfrauen seien per Definition Männer, betonen die Verfasserinnen. Nur eine Frau ist eine Frau. Außerdem kritisieren die Feministinnen die Forderung nach der „Auslöschung der Bedeutung von Mutter, Frau und Lesbe“, um Männern entgegenzukommen sowie der „Legalisierung von sexueller Ausbeutung und der Fortpflanzungsfähigkeit von Frauen“.

„Verstümmelung von Kindern ist keine Gesundheitsversorgung“

Die Unterzeichnerinnen lehnen außerdem „schädliche, unethische und experimentelle Eingriffe bei Kindern und Jugendlichen“ für sogenannte Geschlechtsumwandlungen ab. „Gesunde Körperteile von Kindern abzuschneiden, sie zu sterilisieren und ihren Körpern Hormone des entgegengesetzten Geschlechts zuzuführen“, seien „keine ‚Gesundheitsversorgung‘“, halten die Feministinnen gegenüber der UNO fest.

Rückenwind bekommen sie von Ländern wie Schweden, Großbritannien oder Finnland, die mittlerweile die hormonelle und chirurgische Manipulation von Kindern und Jugendlichen verboten haben (Bioethik aktuell, 24.4. 2024). 

Tausende US-Mädchen zwischen 12 und 18 ließen sich ihre Brüste abschneiden

Der Aufschrei der Feministinnen kommt nicht von ungefähr. Schätzung zufolge gab es in den USA im Zuge der mittlerweile umstrittenen „genderaffirmativen Therapie“ zwischen 2016 und 2020 insgesamt 3.125 Fällen von „Brust- oder Brusteingriffen“ bei Mädchen im Alter von 12 bis 18 Jahren. De facto handelte es sich um eine beidseitige Amputation der Brüste. Das geht aus einer im Jahr 2023 im Journal of the American Medical Association veröffentlichten Studie (JAMA Netw Open. 2023;6(8):e2330348. doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.30348) hervor.  Die Studie unterschied nicht zwischen 18-Jährigen und Minderjährigen. Eine neuere Analyse des Manhattan Institute, die eine aktuellere Sozialversicherungsdatenbank aller Beitragszahler von 2017 bis 2023 verwendete, fand Hinweise auf 5.288 bis 6.294 „geschlechtsangleichende“ doppelte Mastektomien bei Mädchen unter 18 Jahren. Darunter waren auch bis zu 179 Mädchen, die zum Zeitpunkt ihres Eingriffs 12,5 Jahre oder jünger waren (vgl. Fox News, 16.8.2024).

UNFPA: Arbeitgeber sollen Leihmutterschaft finanziell unterstützten

Ein zweiter offener Brief von 50 internationalen feministischen Gruppen aus 15 Ländern erging am 23. Juli 2024 an den Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA).

Die Unterzeichnerinnen kritisieren, dass der Bericht Leihmutterschaft als Teil einer „umfassenden Familienplanung“ definiert, obwohl sie die Menschenrechte von Frauen und Kindern verletzt und in vielen Ländern verboten ist. Darüber hinaus würden Arbeitgeber darin ermutigt, Leihmutterschaftsvereinbarungen finanziell zu unterstützen, womit sie de facto die Ausbeutung von Frauen und Kindern finanzieren.

Kinderhandel, Ausbeutung von Frauen und erhöhte Müttersterblichkeit

Leihmutterschaft ist unvereinbar mit bestehenden Menschenrechten, sie bedeutet Kinderhandel und Ausbeutung von Frauen (Bioethik aktuell, 5.1.2023). „Spiegelt die Aufnahme der Leihmutterschaft in diese Berichte die offizielle Position des UNFPA zur Legalisierung der Leihmutterschaft wider? Wenn ja, wann und wie wurde diese Position etabliert?“, möchten die Feministinnen wissen.

Ein Teil der Mission des UNFPA bestehe darin, die Müttersterblichkeit zu senken. Doch Mütter, die genetisch fremde Kinder austragen, erleben Hochrisiko-Schwangerschaften, die durch „deutlich höheren Komplikationsrate als natürliche Schwangerschaften“ gekennzeichnet sind, und gefährden damit „ihre Gesundheit und möglicherweise ihr Leben“, so die Unterzeichnerinnen (vgl. Susanne Kummer: Kritische Reflexionen zur ‚reproduktiven Autonomie‘, in: Imago Hominis (2023); 30(3): 165-178).

Beide Briefe werfen den jeweiligen UN-Organisationen vor, im Widerspruch zu ihrem Auftrag und Zweck zu handeln. Sie verlangen Transparenz und Aufklärung darüber, auf welchem Weg diese frauenfeindlichen Positionen zustande gekommen sind.

Institut für Medizinische
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