Jahr für Jahr werden in die Grundlagenforschung große Summen öffentlicher und privater Gelder investiert. In der angewandten Forschung sind es auch Mittel aus dem Kapitalmarkt. Diese Finanzressourcen müssen aber ihren Ertrag bringen. Damit ist klar, dass Geld ein wissenschaftsexterner Faktor ist, der den Fortschritt auf vielfältige Weise mitbestimmt. So fragt Enrique Prat im Editorial, warum angesichts der wissenschaftlichen Fortschritte mit nicht-embryonalen Stammzellen die Lobby der in der Stammzellenforschung aktiven Wissenschafter noch immer gebetsmühlenartig wiederholt, dass das Um und Auf in jener Stammzellenforschung liege, die den Verbrauch von Embryonen einschließt. Der Verdacht erhärtet sich, dass hier in Wahrheit nicht ein Kampf um Forschungsfreiheit, sondern um Geld, Arbeitsplätze, teure Labors, Ehre und Ruf ausgetragen wird. „Der Grund ist nicht die Liebe zur Wissenschaft oder zur Wahrheit; sondern die Angst, ihre Position im Forschungsbetrieb, d. h. das gesicherte Geld und den Ruhm zu verlieren.“ Über wissenschaftsexterne Faktoren des Fortschritts - Geld und Ruhm gehören dazu - hatte T. S. Kuhn seine Theorie über die wissenschaftlichen Revolutionen entwickelt, die in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Imago Hominis von Josef Quitterer (Institut für Philosophie, Innsbruck) besprochen wird. Thomas Kenner (Institut für Physiologie, Graz) positioniert das Forschungsethos in der Spannung zwischen Wahn und Weisheit, während Gabriele Werner-Felmayer (Sektion für Biologische Chemie, Innsbruck) die Verführung durch für die Wissenschaft benutzte Bilder darstellt, die nicht unbedingt die Wirklichkeiten widerspiegeln. Schließlich beleuchtet Wissenschaftsjournalist Rainer Klawki (Cardio News) das komplizierte Verhältnis zwischen wissenschaftlicher Forschung und Medien. Aus aktuellem Anlass widmen wir einen Teil dieser Ausgabe der ethischen Debatte über die Stammzellenforschung. Das Heft enthält ein wichtiges, bis jetzt noch nicht abgedrucktes Dokument: die Stellungnahme des Wiener Molekularpathologen Lukas Kenner, Mitglied unseres Wissenschaftlichen Beirates, zum Thema Stammzellenforschung bei der Anhörung im Deutschen Bundestag am 9. Mai 2007. Die Imago Hominis-Ausgabe 1/2008 mit dem Schwerpunkt „Forschungsethik“ findet sich unter http://www.imabe.org/index.php?id=imagohominis und kann als Einzelheft um EUR 10,- bezogen werden.
Bioethik aktuell
Aktuelle Ausgabe von Imago Hominis widmet sich der „Forschungsethik“
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