Die Pharmaindustrie gibt jährlich Milliarden Dollar für das Marketing aus, mehr als für Forschungsausgaben, schreibt eine Gruppe einflussreicher US-Mediziner im Journal of the American Medical Association (JAMA 2006; 295: 429-433). Autoren wie der Harvard-Mediziner David Blumenthal, der sich in Studien mit Interessenkonflikten von Ärzten beschäftigt hat, sowie David Rothmann, Präsident des Institute of Medicine, befürchten dadurch negative Folgen auf die Versorgung der Patienten. Je härter die Praktiken des Pharmamarketings werden, desto größer wird der Interessenskonflikt für Ärzte, bestimmte Medikamente zu verordnen oder Produkte zu benutzen. Sie fordern deshalb ein weitgehendes Verbot von Geschenken von Pharmafirmen an Ärzte. Kleine Aufmerksamkeiten, Arzneimittelproben, Fortbildungsangebote, Reisen zu Kongressen, Honorare für Vorträge oder das Verfassen von Artikeln, aber auch Berater- oder Forschungsverträge müssten stärker reglementiert werden. Im April 2003 wurde in den USA ein Regelwerk unter dem Titel „Compliance Program Guidance for Pharmaceutical Manufactures“ erstellt. Dieses ist allerdings nicht rechtlich bindend. Die bestehenden Kontrollen wären unzureichend, um die Interessen der Patienten zu schützen, kritisieren die Autoren. Sie fordern eine Änderung der derzeitigen Regeln.
Bioethik aktuell
USA: Mediziner fordern Verbot von Pharmageschenken
Bestehende Regeln sind nicht bindend, Auswüchse mehren sich
Lesezeit: 54 Sekunden