Bioethik aktuell

Transparenzkodex: Patienten vertrauen trotz Geldflüssen auf Kompetenz von Ärzten

Bei hohen Zahlungen der Pharmaindustrie wird jedoch die Ehrlichkeit in Frage gestellt

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Ärzte haben große Vorbehalte dagegen, Honorare offenzulegen, die sie für Vorträge und Beratungen oder Sponsoring für Kongressreisen von der Pharmaindustrie erhalten haben. Darüber, was sie von der freiwilligen Transparenz abhält, gibt es Vermutungen, die vor allem auf mögliche Ängste über Vertrauens- und mögliche Patientenverluste für den einzelnen Arzt, aber auch Imageschäden für die gesamte Ärzteschaft hinweisen. Dabei blieb bisher unüberprüft, ob diese Ängste berechtigt sind oder auch andere Faktoren eine Rolle spielen, berichtet das Forum Gesundheitspolitik (online, 21.9.2017).

So haben in Österreich im Jahr 2016 mehr als 80 Prozent der Mediziner eine namentliche Nennung inklusive Höhe der erhaltenen Geldsumme abgelehnt (vgl. Standard, online, 12.7.2017). Damit liegt Österreich in Sachen Transparenz noch hinter Deutschland: Dort ist der Anteil der Ärzte, die ihre Zuwendungen transparent machten, zwar von 32 Prozent (2015) auf 25 Prozent (2016) gesunken, immer aber noch deutlich höher als in Österreich.

Eine aktuelle Studie, die im Journal of General Internal Medicine (2017) publiziert wurde, geht dem Zusammenhang nach, wie sich die Offenlegung auf das Vertrauen der Patienten zu ihren Ärzten auswirkt. Die Teilnehmer sollten auf entsprechenden Skalen ihr Vertrauen zu dem Arzt bzw. zur medizinischen Profession und zur Industrie angeben. Dabei konnten sie nach den Aspekten Ehrlichkeit, Treue zu den Patienteninteressen, Kompetenz und Vertraulichkeit beim Schutz von privaten Informationen unterscheiden. In den USA sind aufgrund des Physician Payments Sunshine Act alle Pharmaunternehmen und alle Ärzte gesetzlich verpflichtet, ihre Zahlungen bzw. Honorare offenzulegen.

Das Ergebnis der randomisierten experimentellen Bewertung ist differenziert: Wenn Ärzte hohe Zahlungen (über 13.000 US-Dollar) erhalten hatten, attestierten Patienten diesen Ärzten weniger Ehrlichkeit und Treue als jenen, die keine Zahlungen erhalten hatten. Unter den 7,9 Prozent, die ihren eigenen Arzt auf der Website fanden, verschlechterte sich ebenfalls die Bewertung der Ehrlichkeit und Treue mit der Höhe der Zahlungen. Allerdings: Ob oder wie viel ein Arzt an Honoraren erhalten hat, änderte nichts an der Bewertung seiner Kompetenz noch veränderte die Kenntnis und die Lektüre der online gestellten Beträge die Bewertung der medizinischen Profession insgesamt oder der Pharma- wie Medizinprodukte-Industrie.

Fazit: Selbst wenn hohe Zahlungen an Ärzte das Vertrauen in seine Tugendhaftigkeit (Ehrlichkeit, Treue) schwächen, so offenbar nicht das Vertrauen in seine ärztliche Kompetenz.

Institut für Medizinische
Anthropologie und Bioethik
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