In den USA leben einer Untersuchung zufolge möglicherweise fast eine Million Kinder mit einer falschen Diagnose des Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsyndroms (ADHS). Betroffen seien vor allem die jüngeren Kinder aus einer Jahrgangsstufe, sagt Studienleiter Todd Elder von der Universität Michigan (Pressemitteilung online, 17. 08. 2010) Bei den jüngsten Kindergarten-Kindern eines Jahrgangs etwa werde im Schnitt 60 Prozent häufiger ADHS diagnostiziert als bei den Gruppenältesten. Bei Schulkindern sei der Anteil sogar bis zu doppelt so hoch. Die Diagnose werde zwar häufig von einem Arzt gestellt, oft aber auf Veranlassung der Erzieher oder Lehrer. „Aber die Symptome könnten einfach nur die emotionale und geistige Unreife der jüngeren Kinder widerspiegeln“, erläutert Elder in der nun im Journal of Health Economics (2010; 29: 657-673) publizierten Studie. Die Wissenschaftler werteten für die Untersuchung die Daten von 12.000 Kindern aus. Die Arzneimittelkosten allein für die mutmaßlich falschen Diagnosen bezifferten die Autoren der Untersuchung auf 320 bis 500 Millionen Dollar (250 bis 390 Millionen Euro). Das staatliche Gesundheitssystem Medicaid werde dadurch mit bis zu 90 Millionen Dollar belastet. Zudem sind die Langzeitwirkungen einer Behandlung von Kindern mit Psychopharmaka nicht gut erforscht. Unter dem Titel „Sind wir alle hyperaktiv?“ beleuchtet die FAZ (online, 19. 08. 2010) weitere Hintergründe zur Studie.
Bioethik aktuell
Studie: Rund eine Million falsche ADHS-Diagnosen bei Kindern in den USA
500 Millionen Dollar für nicht benötigte Medikamente ausgegeben
Lesezeit: 01:01 Minuten