Einem Forschungsteam unter Leitung der Zellbiologin Barbara Kaltschmidt von der Universität Bielefeld ist es gelungen, Stammzellen aus der menschlichen Nase zu kultivieren und in Nerven-, Knochen-, Fett- und Knorpelzellen umzuwandeln. Laut den Wissenschaftlern können mit dieser Methode in kurzer Zeit große Mengen von Zellen hergestellt werden. Damit ergeben sich neue Möglichkeiten für Behandlungen von akuten und chronischen Verletzungen im Gesicht. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler nun u. a. in Stem Cells and Development (2011: 2053-2064) veröffentlicht, heißt es in einer Pressemitteilung (online 23.12.2011).
Das Forschungsteam arbeitet mit Stammzellen aus der unteren Nasenmuschel. Damit sind diese Stammzellen sehr leicht zugänglich. Eine weitere Besonderheit: Sie können bis ins hohe Alter von Patienten isoliert und dazu angeregt werden, zu spezialisierten Zellen zu werden. Mit der neuen Methode eröffnen sich den Wissenschaftlern zufolge neue Chancen für Behandlungen von Verletzungen und Krankheiten. So könnten die Stammzellen in der Chirurgie genutzt werden, um nach Verbrennungen oder Schnittverletzungen im Gesicht das defekte Gewebe mit neu kultivierten Haut-, Knochen- und Nervenzellen wieder herzustellen.
Die Wissenschaftler verwenden für die Vermehrung der Stammzellen Blutplasma von Menschen und verzichten auf tierische Zusatzstoffe. Bei der Behandlung eines Patienten, können so patienteneigene Stammzellen in eigenem Blutplasma kultiviert werden. Das hat den Vorteil, dass der Körper das neue Gewebe nicht abstößt. Hinzu kommt, dass durch die Verwendung des Blutplasmas eine dreidimensionale Matrix entsteht, welche die ursprüngliche Nische der Stammzellen nachahmt.
In weiteren Studien wollen die Forscher untersuchen, wie sich die adulten Stammzellen aus der Nase so „umprogrammieren“ lassen, dass sie noch vielseitiger werden. Aus forschungsethischer Sicht zeigt die Studie das große Potenzial der sogenannten adulten Stammzellen und den unproblematischen Verzicht auf die embryonalen Stammzellen. Letztere sind ethisch abzulehnen, da zu ihrer Gewinnung menschliche Embryonen zerstört werden müssen.