Schwangere mit Multipler Sklerose brauchen sich einer kanadischen Studie zufolge in der Regel keine Sorgen über negative Auswirkungen der Erkrankung auf sich oder ihren Nachwuchs machen. “Unsere Ergebnisse zeigen, dass MS zu keinen Problemen bei der Schwangerschaft oder bei der Geburt führt, und das sollte an MS erkrankte Frauen, die eine Familie gründen wollen, ermutigen, sagt Helen Tremlett von der University of British Columbia in Vancouver und Co-Autorin der im Fachjournal Annals of Neurology (2011 DOI: 10.1002/ana.22483) veröffentlichten Studie über MS-Patientinnen und Mutterschaft.
MS ist eine chronisch entzündliche neurologische Erkrankung und die häufigste Ursache für nicht-traumatische neurologische Behinderungen bei jungen Erwachsenen in der westlichen Welt. Fast 75% der MS-Patienten sind Frauen, die Krankheit bricht oft zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr aus, einer Zeit, in der viele an die Gründung einer Familie denken. Während früher aufgrund ungünstiger Einzelbeobachtungen Frauen mit MS fast ausschließlich von einer Schwangerschaft abgeraten und sogar Empfehlungen zum Schwangerschaftsabbruch geäußert wurden, hat sich diese Einstellung inzwischen völlig geändert - mit gutem Grund, wie Studien belegen.
Das MS-Forscherteam unter der Leitung von Mia van der Kop an der kanadischen University of British Columbia and Vancouver Coastal Health Research Institute analysierte nun Daten von insgesamt rund 3.400 Geburten aus den Jahren 1998 bis 2009, die aus der British Columbia-MS-Kliniken-Datenbank und der BC Perinatal-Datenbank Registry stammten. Dabei wurden 432 Geburten bei Frauen mit MS verglichen mit jenen von 2975 Frauen ohne MS, wobei Schwangerschaftsdauer, Geburtsgewicht, Art der Geburt (vaginal versus Kaiserschnitt), Alter bei MS-Beginn, Dauer der Erkrankung sowie Grad der Behinderung verglichen wurden.
Die Ergebnisse zeigten, dass es keine Unterschiede für Babys von MS-Müttern gab, weder in Hinblick auf den Geburtstermin noch auf das Geburtsgewicht im Vergleich zu Babys gesunder Mütter. Auch die Variante vaginale Geburt oder Kaiserschnitt war statistisch nicht signifikant höher, ebenso wenig das Risiko einer Missbildung. Wohl aber sei ein erhöhtes Komplikationsrisiko während der Schwangerschaft und Geburt aufgrund von Übergewichtigkeit festzustellen - bei Frauen mit MS ein häufiger Faktor. Die Wissenschaftler schließen, dass diesen Frauen möglicherweise empfohlen werden sollte, ihr Gewicht in Hinblick auf eine mögliche Schwangerschaft zu optimieren - ein Zusammenhang, der laut van der Kop in weiteren Studien untersucht werden sollte.