Die PEG-Sonde (perkutane endoskopische Gastrostomie) zählt zu Routineverfahren, wenn es darum geht, Patienten vorübergehend auf künstlichem Weg mit Nahrungsmitteln und Flüssigkeit zu versorgen. Im Falle von Patienten mit schwerer fortgeschrittener Demenz oder anderen „Near-End-of-Life“-Erkrankungen sollten diese aber nur sehr zurückhaltend angeboten und keinesfalls „aufgezwungen“ werden. Das ist das Ergebnisse einer aktuell in Nutrition in Clinical Practice veröffentlichten Studie (doi:10,1177 /0884533614546890). Die evidenzbasierten Daten würden, so Studienautorin Denise Baird Schwartz vom Providence Saint Joseph Medical Center in Burbank/California, zeigen, dass in dieser Patientengruppe eine Sondenernährung mehr Schaden als Nutzen bringen kann. Zudem könne keine Lebensverlängerung erreicht werden. Die Entscheidung für oder gegen den Einsatz einer PEG-Sonde sollte nicht von einem behandelnden Arzt alleine getroffen werden. Eine eingehende Aufklärung des Patienten und der Angehörigen und Absprache im Behandlungsteam seien in solchen Fällen essenziell.
„Die Indikation zur Ernährung über eine PEG-Sonde ist sehr streng zu stellen“, betone auch IMABE-Direktor Johannes Bonelli, selbst Internist. „Der Sterbeprozess wird natürlicherweise dadurch eingeleitet, dass die Triebkraft des Patienten, sein Leben zu erhalten, allmählich nachlässt. Anzeichen dafür sind oft ein reduzierter Lebenswille und ein vermindertes Hunger- und Durstgefühl.“ Die Sondenernährung erreicht in diesen Fällen ihre Zielsetzung, nämlich Leiden zu lindern und Leben zu erhalten, in keiner Weise, betont Bonelli. „Im Gegenteil: Der Prozess des natürlichen Sterbens mit langsamer Trübung der Wahrnehmung wird verhindert. Es muss daher als therapeutischer Übereifer bewertet werden, wenn solchen Menschen am Ende ihres Lebens noch künstlich Flüssigkeit und Nahrung aufgezwungen werden.“
Der bewusste Verzicht auf den Einsatz einer PEG-Sonde stellt in dieser Endphase der Demenzerkrankung kein moralisch unzulässiges Verhungern- oder Verdursten-Lassen des Patienten dar. „Ärzte müssten lernen, Nein zu sagen, wo das Wohl des Patienten es erfordert.“
Zur Unterstützung der Entscheidungsfindung, wann eine Therapiereduktion angezeigt ist, hat IMABE in einer fächerübergreifenden Arbeitsgruppe von Medizinern ein Konsens-Paper erstellt, abrufbar unter: Konsens. Therapiereduktion und Therapieverzicht (2006).