Antibiotika werden von Kinderärzten zu oft verschrieben. Eine im BioMedCentral Pediatrics (2009; 9: 69) publizierte Studie hat gezeigt, dass dies in vielen Fällen mit der großen Erwartungshaltung der Eltern an die Ärzte zusammenhängt. Den Kinderärzten ist zwar bewusst, dass die meisten Infektionen der oberen Atemwege bei Kindern viraler und nicht bakterieller Natur und die Einnahme von Antibiotika deshalb sinnlos sind, trotzdem verschreiben sie welche - weil die Erziehungsberechtigten drängen und sie selbst „auf Nummer sicher“ gehen wollen. Zu diesem Ergebnis kommt Studienleiterin Maria Luisa Moro von der Agenzia Sanitaria e Sociale Regionale Emilia-Romagna.
In 38 Prozent von 4352 Arztbesuchen aufgrund von möglichen Infektionen des Atemtrakts verschrieben die Mediziner ein Antibiotikum. Am häufigsten - bei 56 Prozent der 633 befragten Kinderärzte - war der Grund, dass sie sich in ihrer Diagnose unsicher waren. Eine Erwartungshaltung der Eltern, die viele Ärzte sehr wohl registrierten, wurde von den Medizinern in 20 Prozent der Fälle als Grund für die Antibiotika-Verordnung eingeräumt. Tatsächlich war aber die von den Pädiatern empfundene Erwartungshaltung der Eltern der zweitwichtigste Prädiktor für ihr Verhalten, wie Moros Analyse ergab.
Bezüglich der Eltern kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass hauptsächlich zwei Faktoren zu einer übermäßigen Verschreibung führten: erstens Wissensmangel über Atemwegserkrankungen und Antibiotika. 41 Prozent der 1029 befragten Eltern nahmen Bakterien als einen möglichen Grund für eine gewöhnliche Erkältung an. Zweitens die Neigung zu überhöhter medizinischer Sorge im Fall banaler Infektionen: 48 Prozent der 4352 Kinder, die in die ambulante Praxis kamen, wiesen lediglich Symptome einer Erkältung auf.
Unnötige Verschreibungen von Antibiotika sind nicht nur gefährlich und teuer, sondern erhöhten die Antibiotika-Resistenzen, sagt Moro. Italien zählt innerhalb Europas zu den Ländern mit dem höchsten Anteil an Antibiotika-Verordnungen.