Zu viele Medikamente, belastende Nebenwirkungen, mangelnde Kommunikation: Rund 50 Prozent der chronisch kranken Patienten in Industrieländern nehmen ihre Medikamente nicht wie vom Arzt verordnet ein oder beenden gar selbstständig die Therapie. Eine mangelnde Therapietreue (Compliance oder Adhärenz) hat jedoch negative Auswirkungen auf den Behandlungserfolg. Wie kann man Patienten leichter „bei der Stange halten“? Eine jüngst veröffentlichte Übersichtsstudie (Dtsch Arztebl Int 2014; 111(4): 41-7, DOI: 10.3238/arztebl.2014.0041) zeigt nun am Beispiel von Bluthochdruck-Patienten, dass allem voran eine Vereinfachung des Therapieschemas - beispielsweise weniger Tabletten auf einmal verordnen - und die gemeinsame Entscheidungsfindung von Arzt und Patient („Shared decision making“) die Grundlage des Verordnungsgespräches sein müssen, schreiben die beiden Studienautoren Jan Matthes und Christian Albus von der Universität Köln.
Patienten, die älter als 60 und bereits mehr als fünf Jahre auf Medikamente angewiesen waren, dabei aber nur wenige Medikamente schlucken mussten, waren konstanter in der Befolgung der ärztlichen Vorschriften. Auch kurze Abstände bei den Kontrollbesuchen sowie ein stabiles familiäres Umfeld führten zu einer höheren Therapietreue. Schlechter schnitten jene Patienten ab, wo eine chronische Erkrankung geringe oder keine Symptome aufwies, mehrere Arzneimitteleinnahmen pro Tag in einem komplexen Schema eingenommen werden mussten und noch dazu unerwünschte Arzneimittelwirkungen auftraten.
Ebenso spielte das Sozial- und Bildungsgefälle eine Rolle: Jüngere, männliche, alleinstehende Patienten mit geringerem Bildungsniveau hielten sich weniger oft an die vom Arzt vorgeschriebene Medikation als Ältere, Gebildetere und Verheiratete.
In den 21 randomisierten kontrollierten Studien zum Effekt von Adhärenz-fördernden Maßnahmen hatten mehr als 60 Prozent die Therapietreue steigern können. Wo das Maßnahmenpaket griff, konnte in mehr als 90 Prozent auch der Bluthochdruck eingedämmt werden.