Der Einfluss von Familie als positiver als auch negativer Determinante von Gesundheit ist bekannt. Traumatische Kindheitserlebnisse können lange nachwirken, mit schweren gesundheitlichen Langzeitfolgen. Eine US-amerikanische Studie verglich nun das Risiko eines traumatischen Erlebnisses in der Kindheit mit der Familienkonstellation. Das Ergebnis der im National Health Statistics Reports publizierten Studie (2014; 74: 7): Kinder, die mit ihren leiblichen Eltern lebten, hatten das geringste Risiko, traumatische Erfahrungen machen zu müssen.
Die vom Center for Disease Control and Prevention durchgeführte Studie beruht auf einer im Auftrag des US-Gesundheitsministeriums geplanten landesweiten Untersuchung im Zeitraum 2011/12 zur Gesundheit von Kindern. Es wurden 95.677 Umfrageinterviews in Haushalten mit Kindern zwischen 0 und 17 Jahren durchgeführt. Mit traumatischer Erfahrung wurden in der Studie benannt: Erleben von Scheidung oder Trennung der Eltern, Tod eines Elternteils, Inhaftierung eines Elternteils; Erleben von psychischen Krankheiten in der Familie, Alkohol- oder Drogenmissbrauch; von häuslicher Gewalt, Kindesmissbrauch, Gewalt in der Nachbarschaft, Rassismus und Armut.
70 Prozent der Kinder, die bei beiden biologischen Eltern leben, sind laut den Autoren traumatische Erfahrungen überhaupt erspart geblieben. In anderen familiären Konstellationen sieht die Situation wesentlich ungünstiger aus. 78 Prozent der Kinder, die bei nur einem biologischen Elternteil leben, mussten eines oder mehrere dieser traumatischen Ereignisse erfahren. Für Kinder, die bei keinem ihrer biologischen Eltern leben, ist die Lage noch schlechter: 81 Prozent der Kinder in Pflegefamilien oder bei anderen Verwandten waren von einem oder mehreren traumatischen Erlebnissen betroffen, 30 Prozent dieser Gruppe sogar von vier oder mehr Ereignissen.
Insgesamt leben in den USA 63 Prozent der Kinder mit beiden leiblichen Eltern, 22 Prozent leben mit einem Elternteil und 3 Prozent ohne Eltern. Die restlichen, rund 12 Prozent der Kinder gehören Haushalten nicht-biologischer Eltern (Stief- oder Adoptiveltern) an. Diese Gruppe wurde in der Studie nicht berücksichtigt, ebenso wenig das Haushaltseinkommen oder andere demografische Faktoren. Dennoch seien die Zahlen laut Autoren aussagekräftig dafür, dass Kinder in der Obhut der beiden biologischen Eltern am ehesten traumatischen Erfahrungen entgehen können. (vgl. Imabe-Info 2009: Familie und Krankheit)