Organtransplantierte müssen lebenslang Immunsuppressiva einnehmen, da ihr Immunsystem sonst das Transplantat abstoßen würde. Die Therapie belastet die Patienten nicht nur durch die vielen Tabletten, sie kann durch Nebenwirkungen auch die Gesundheit gefährden oder sogar das Transplantat schädigen, was vor allem nach Nierentransplantationen Probleme bereitet. US-Forscher haben nun eine Methode entwickelt, die eine dauerhafte Immuntoleranz auf ein Organtransplantat induziert. Laut ihrem Bericht in Science Translational Medicine (2012; 4: 124ra28) konnten fünf von acht Patienten ein Jahr nach der Nierentransplantation die Immunsuppression komplett absetzen, berichtet das Deutsche Ärzteblatt (online, 8.3.2012).
Die Lösung, an der Suzanne Ildstad vom Institute for Cellular Therapeutics an der Universität in Louisville/Kentucky bereits seit vielen Jahren arbeitet, besteht darin, neben dem Organ eines Lebendspenders auch das Immunsystem zu transplantieren, und zwar in Form von aufbereiteten Stammzellen („facilitating cells“), die etwa ab einem Monat vor der Transplantation im Knochenmark des Empfängers ein neues Immunsystem aufbauen. Es handelt sich dabei um Blutzellen bildende Stammzellen, die auf einen Angriff des Empfängers verzichten. Die Stammzelltherapie baut einen genetischen Chimerismus aus altem und neuem Immunsystem auf.
Bei fünf der acht am Northwestern Memorial Hospital in Chicago so behandelten Patienten im Alter von 29 bis 56 Jahren sei dies gelungen, bei ihnen habe sich ein dauerhafter genetischer Chimerismus entwickelt, berichten die Autoren. Jene Patienten, bei denen das Verfahren geglückt ist, konnten bereits wenige Tage nach der OP das Spital verlassen und hatten nach zwei Wochen ein genügend starkes neues Immunsystem zur Abwehr schwerer Infektionen aufgebaut. Ob die Therapie in der Klinik praktikabel ist, soll jetzt in weiteren Studien geprüft werden.