Erstmals gelang es zwei Forscherteams aus Großbritannien und Kanada, Hautzellen in Stammzellen zurückzuverwandeln, ohne dazu potenziell krebsauslösende Viren zu verwenden. Sie bedienten sich stattdessen „springender“ Gene, die sie später wieder aus den Zellen entfernten. Die neue Technik stellt einen Meilenstein dar, durch sie könnte die ethisch umstrittene Gewinnung von embryonalen Stammzellen überflüssig werden.
Die Wissenschaftler des Medical Research Council Centre for Regenerative Medicine der University of Edinburgh und der University of Toronto verwendeten Hautzellen von Menschen und Mäusen. In diese fügten sie zunächst vier Gene ein - namens c-Myc, Klf4, Oct4 und Sox2. Als „Gen-Taxi“ nutzten sie dabei jedoch keine Viren, die oftmals unkontrolliert in die Zellen eingreifen, sondern ein kurzes Stück Erbmaterial, das sogenannte Transposon piggyBac. Ein Transposon ist ein DNA-Abschnitt, der auch natürlicherweise im Erbgut umher springen kann. Nachdem die vier Gene darauf ihre Arbeit getan und die Hautzellen in einen quasi-embryonalen Zustand zurückversetzt hatten, wurden sie mit Gen-Scheren wieder aus dem Erbgut der Zellen herausgeschnitten. Die auf diese Weise gewonnenen sogenannten induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen) entwickelten sich in verschiedene Gewebe und enthielten keinerlei Fremd-Gene, berichten die Wissenschaftler in Nature (2009; doi:10.1038/nature07863 und doi:10.1038/nature07864). Bislang war zur Verjüngung von erwachsenen Zellen in iPS-Zellen mindestens noch ein fremdes Gen in den Zellen nötig. Dies hätte bei einem möglichen späteren medizinischen Einsatz das Krebsrisiko für die Patienten erhöht. iPS-Zellen sind pluripotent und besitzen praktisch sämtliche Merkmale embryonaler Stammzellen. Sie können aus Zellen erwachsener Menschen gewonnen werden, stimmen also mit diesen Menschen genetisch überein - anders als embryonale Stammzellen, die von genetisch fremden Embryonen stammen. Entscheidend aus ethischer Perspektive: Zu ihrer Gewinnung müssen keine Embryonen getötet werden.