Der Begriff Burnout wird inflationär gebraucht - doch hilft das weiter für eine wirksame Prävention? Dieser Frage geht der Mediziner und IMABE-Mitarbeiter Jan Stejskal in einem aktuellen Kommentar in der Österreichischen Ärztezeitung (online 25.1.2012) nach.
Die Diagnose Burnout wird derzeit weder nach der ICD-10 noch nach den Kriterien der American Psychiatric Association (DSM-IV) als Störung mit Krankheitswert anerkannt, sondern bloß als Faktor verbunden mit Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung. Gängige Burnout-Tests weisen eine auffallende Ähnlichkeit mit Depressionsfragebögen auf, was leicht zu Vermischung führen kann. Hinter der „Diagnose“ Burnout kann sich auch eine ernsthafte psychische Krankheit wie Depression oder Angststörung verbergen. Eine klare Abgrenzung zu depressiven Erkrankungen wäre daher dringend nötig, konstatiert Stejskal. Zugleich sei ein positiver Nebeneffekt zu erkennen: Burnout bilde inzwischen eine Brückenfunktion, die zur Enttabuisierung beitrage, um über die Probleme am Arbeitsplatz offen zu reden und professionelle Unterstützung durch einen Arzt zu suchen. Dies sei begrüßenswert.
In der Burnout-Prävention sei es jedoch notwendig, mehr Augenmerk auf die „individuelle Einstellung zur Arbeit“ zu richten. „Wer meint, sich in der Arbeit sein gesamtes Lebensglück über Anerkennung oder Geld verdienen zu können, wird früher oder später scheitern - mit möglicherweise verheerenden Folgen“, so der Mediziner. Erklärungen, die die zunehmende berufliche Überforderung und Erschöpfung rein als Folge von äußeren Faktoren interpretieren, seien überholt. Zu den wichtigsten Faktoren einer wirksamen Burnout-Prävention zählt Stejskal neben einer „ausgewogenen Einstellung zur Arbeit, ohne diese als Selbstzweck zu betrachten“, einen „vernünftigen Zeitplan unter Berücksichtigung der eigenen Familie oder privater Interessen“ sowie „Sinnfindungsstrategien innerhalb und außerhalb der Berufswelt“.