Die steigende Zahl von „Wunsch-Kaiserschnitten“ und ihre verharmlosende Darstellung bereitet der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Kopfzerbrechen. Laut WHO bestehen nur bei jeder zehnten Geburt medizinische Gründe für einen Kaiserschnitt. Viele Frauen versprechen sich von dem Eingriff eine schnelle, planbare Geburt ohne Wehenschmerzen. Für Ärzte ist der Griff zum Skalpell mitunter eine Absicherung gegen Klagen: Bei Operationen scheinen Gynäkologen gegen Risiken besser abgesichert als bei normalen Geburten. Doch der Trend hat einen hohen Preis: Die Komplikationsraten bei einem Kaiserschnitt ohne medizinische Indikation sind gegenüber natürlichen Geburten dreimal so hoch, sagen nun Forscher von der National University in Singapur in einer jüngst im Lancet (2010; 375: 440-442) veröffentlichten Studie.
Das Team um Studienleiter Yap-Seng Chong analysierte Entbindungen von mehr als 100.000 Frauen aus 122 Spitälern in neun asiatischen Ländern. Ihr Befund: Die Wahrscheinlichkeit, während der Geburt zu sterben oder eine schwere Komplikation zu erleiden war für Frauen mit „Wunsch-Kaiserschnitt“ fast dreimal so hoch wie für Frauen, die natürlich gebaren. Entschied sich eine Frau ohne zwingenden medizinischen Grund spontan während der Geburt für die Operation, war dieses Risiko sogar 14-mal erhöht und das Risiko, auf der Intensivstation zu landen, lag gar 67-mal (!) so hoch wie bei natürlich Gebärenden. In Österreich wird jedes vierte Kind per Kaiserschnitt entbunden, die Zahl hat sich in nur zehn Jahren verdoppelt. Die jetzt publizierten Ergebnisse stellen die dritte Phase eines WHO-Projekts dar, das Gebärverhalten in den verschiedenen Regionen der Welt zu eruieren.