Immer mehr deutsche Kinder leiden an Übergewicht und werden immer unbeweglicher. Laut einer aktuellen Forsa-Studie der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) erklären 96 Prozent der befragten Mediziner, dass die Anzahl der Buben und Mädchen mit Übergewicht in den letzten 10 Jahren stark (57 Prozent) beziehungsweise etwas (39 Prozent) gestiegen ist. Fast die Hälfte aller Sechs- bis Zehnjährigen sei zu dick, so die Studie. Die meisten motorischen Defizite haben mit 61 Prozent bereits Kleinkinder zwischen drei und fünf Jahren. 87 Prozent der Mediziner stellen fest, dass auch dieses Problem zugenommen hat. Im Praxisalltag beobachten die meisten Kinderärzte Koordinationsprobleme und fehlende Ausdauer. Probleme beim Rückwärtslaufen oder Schwierigkeiten beim Ballfangen stellt knapp die Hälfte fest.
Dass zu viel Fernsehen Kindern nachhaltig schadet, hat nun auch eine kanadische Langzeitstudie untermauert. „Die frühe Kindheit ist eine entscheidende Zeit für die Entwicklung des Gehirns und die Entstehung von Verhalten“, erläuterte Studienleiterin Linda S. Pagani von der Universität Montreal. Wenn Kleinkinder zu viel Zeit vor dem Fernseher verbringen, wirkt sich das langfristig negativ aus, so die im Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine publizierten Studie (2010; 164(5): 425-431). Die Forscher zeichneten im Rahmen der Quebec Longitudinal Study of Child Development das Fernsehverhalten von 1.314 Kindern zwischen zweieinhalb und viereinhalb Jahren auf und brachten sie in Relation mit dem Verhalten der Kinder als 10-Jährige. Bei mehr als zwei Stunden Fernsehkonsum im Kleinkindalter haben diese Kinder mit zehn Jahren in der Schule eher Probleme, ernähren sich schlechter, sind eher übergewichtig als ihre Altersgenossen und neigen auch noch als Zehnjährige zu weniger Bewegung. Eltern sollten den entsprechenden Richtlinien der amerikanischen Akademie für Kindermedizin folgen: Diese empfiehlt so wenig TV-Konsum wie möglich für Kinder unter zwei Jahren, für Kinder generell nicht mehr als zwei Stunden täglich.