Aus Angst vor Nachteilen im Job geht mehr als jeder dritte Berufstätige trotz unbehandelter psychischer Erkrankung zur Arbeit. Das geht aus einer Umfrage des deutschen Krankenversicherungträgers DAK-Gesundheit (vormals „Deutsche Angestellten-Krankenkasse“) hervor. Häufig verschweigen die Betroffenen demnach gegenüber dem Arbeitgeber ihre seelische Erkrankung (vgl. Deutsches Ärzteblatt online, 20. 8. 2013). Für den Gesundheitsreport wurden die Daten von 2,7 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten ausgewertet.
Die parallel durchgeführte Befragung von 3.000 Männern und Frauen durch das Forsa-Institut zeige laut DAK-Gesundheit, dass psychische Erkrankungen trotz der öffentlichen Debatte um Depressionen und Burnout nach wie vor ein Tabu sind. 65 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen ein Arbeitsausfall durch ein Seelenleiden unangenehmer sei als eine Krankschreibung wegen körperlicher Symptome. Vielen falle es schwer, sich zu ihrer Depression oder Angststörung zu bekennen.
Jeder dritte Erkrankte glaubt zudem, dass es im Job nur wenig Verständnis dafür geben würde, wenn ein Mitarbeiter wegen seelischer Probleme ausfällt. Viele versuchen deshalb, ihre Probleme zu verheimlichen. Depressionen, Angststörungen und andere Seelenleiden haben in Deutschland dramatisch zugenommen: Psychisch bedingte Krankenhausaufenthalte sind in unserem Nachbarland seit 1990 um 65 Prozent angestiegen. Die Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Krankheiten lag 2010 bei 53,5 Millionen Tagen, rund 20 Millionen Tage mehr als noch zehn Jahre zuvor (vgl. Deutsches Ärzteblatt, online, 28. 8. 2013).
In Österreich liegt laut Fehlzeitenreport 2011 die durchschnittliche Zahl der Krankenstandstage mit 13,9 Tage etwas niedriger als in Deutschland (14,17 Tage). Psychische Erkrankungen als (diagnostizierte) Krankenstandsursache sind in den vergangenen Jahrzehnten ebenfalls angestiegen (vgl. IMABE, August 2012: Public Health: Immer mehr Krankenstände aufgrund psychischer Erkrankung). Bemerkenswert ist aber, dass der Anteil am gesamten Krankenstandsgeschehen nach wie vor gering ist. Die Zahl der krankheitsbedingten Frühpensionierungen aus psychischen Gründen steigt in Österreich: So sind psychische Erkrankungen inzwischen bei österreichischen Männern die zweithäufigste und bei Frauen sogar die häufigste Ursache von Invaliditätspensionen.